Rassismus bei der Polizei und Demonstrationen gegen Corona Bleibt skeptisch!

Ist Rassismus bei der Polizei ein verbreitetes Phänomen? Sind die Corona-Maßnahmen übertrieben? Viele werden diese Fragen empört verneinen. Dennoch gehört kritisches Nachfragen zum Wesen der Demokratie – wenn man bereit ist, dabei der Vernunft zu folgen.

 Demonstration gegen „Corona-Panik“ in Berlin am vergangenen Samstag.

Demonstration gegen „Corona-Panik“ in Berlin am vergangenen Samstag.

Foto: dpa/Christoph Soeder

Die vergangenen Wochen haben uns zwei Debatten gebracht, die nur scheinbar nichts miteinander zu tun haben: über die Rolle der Polizei und über die Großdemonstration gegen die Corona-Auflagen in Berlin. Verbindendes Element ist das Ver- oder Misstrauen, je nachdem, wie man akzentuiert. Vorwiegend konservative Politiker beklagten, die Debatte über eine Studie zu Rassismus bei der Polizei offenbare pauschales Misstrauen; die Demonstranten in Berlin vertrauten offenkundig mehr ihrem eigenen Urteil als dem der Wissenschaftler oder der Politiker.

Nun ist die deutsche Polizei im Ganzen keine rassistische Institution, und das Coronavirus lässt sich nicht wegdemonstrieren. Zweifler aber, das gehört auch zur Wahrheit, üben sich nur in einer philosophischen Grunddisziplin: der Skepsis. Der Skeptiker ist nach der Wortbedeutung einer, der eine Sache von allen Seiten untersucht, bevor er urteilt; der große Humanist Erasmus von Rotterdam rechnete sich 1526 in diesem Sinne zu den Skeptikern, weil er „wenig Freude an festen Behauptungen“ habe.

Dieserart Skepsis gehört zur Demokratie: Alle Institutionen haben sich stets dem prüfenden Blick des Bürgers zu stellen. Die Ergebnisse dieser Prüfungen wiederum entstehen durch Erstellen, Verwerfen und Verfeinern von Vermutungen, auf der Basis wissenschaftlicher Erkenntnis. Also ergebnisoffen. Wer eine Rassismus-Studie nur fordert, um zu hören, was er ohnehin über die Polizei zu wissen meint, wer Corona-Beschränkungen für Quatsch hält, weil er selber keinen Covid-Kranken kennt – der folgt bloß seiner Ideologie, seinen Glaubenssätzen. So viele Erkenntnisse wie möglich sammeln, dann entscheiden: Diese Skepsis darf uns so wenig verloren gehen wie das Zutrauen, in einer Demokratie zu leben, die von vernünftiger Skepsis ihrer Bürger getragen wird.

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