Politisch Inkorrekt Pädophilie – nicht mit zweierlei Maß messen!

Wo Kindesmissbrauch stattfindet, muss konsequent aufgeklärt werden. Wo Kindesmissbrauch legitimiert werden soll, muss ebenso konsequent aufgeklärt werden.

Ich möchte heute mal für die Chefredakteurin der linksalternativen Zeitung "taz" eine Lanze brechen. Frau Pohl hat kürzlich die Notbremse gezogen und einen Artikel kurz vor Druck aus ihrer Zeitung herausgenommen, in dem – bezogen auf die Gründungsjahre der Grünen – Pädophilie als im Kern in der "grünen Ideologie angelegt" kritisiert wird. Nun hagelt es Kritik, und von "Zensur" ist die Rede.

Ich denke, Frau Pohl hatte das Recht, den Artikel in ihrer Zeitung zu verhindern, denn die "taz" ist eben nicht eine besonders freie und meinungsfreudige Zeitung, sondern ein ganz normales Unternehmen, das Rücksicht auf seine Kunden nehmen muss. Und die bevorzugen in großer Zahl zweifellos das politische Grün. Da will man ihren "LeserInnen" doch kurz vor der Wahl nicht so böse Sachen zumuten.

So weit, so schlecht. Natürlich sind die Grünen keine Partei, in der Pädophilie weiter verbreitet ist als anderswo in der Gesellschaft. Aber die weitgehend verhaltene Reaktion der Politik und der Medien auf die Pädosex-Vorgänge in den Gründungsjahren der Öko-Partei sind beunruhigend.

Ich kann mich noch gut an die Zeiten erinnern, als Störaktionen sogenannter Indianerkommunen zum festen Ritual grüner Parteitage gehörten. Da ging es um das angebliche Recht von Kindern, ihr Zuhause dauerhaft zu verlassen. Es ging um die Abschaffung der Schulpflicht. Und es ging um "das Recht" auf Sexualkontakte zwischen Kindern und Erwachsenen.

Viel ist inzwischen auch über den früheren Eingang pädosexueller Überlegungen in innerparteiliche Programmprozesse bekannt geworden, seit die Öffentlichkeit das Thema überhaupt zur Kenntnis genommen hat. Begonnen hatte es ja mit dem grünen EU-Abgeordneten Daniel Cohn-Bendit und dem Bekanntwerden äußerst befremdender Texte von ihm über sexuelle Handlungen mit Kindern aus einem 1975 erschienenen Buch.

All das kann man den Grünen von heute nicht vorwerfen. Aber die Gesellschaft darf erwarten, dass sich die Partei ernsthaft diesem Thema stellt. Erinnern Sie sich an die widerlichen Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche, die vor drei Jahren bekannt wurden? Da war Deutschland wochenlang in Aufruhr, Titelgeschichten erschienen, Talkshows kannten wochenlang kaum ein anderes Thema, Runde Tische und Betroffenen-Hotlines wurden eingerichtet, die Abschaffung mindestens des Zölibats – am besten der ganzen katholischen Weltkirche – wurde gefordert. Und heute sollen wir einfach zur Tagesordnung übergehen? Das darf nicht passieren.

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de

(RP)
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