Kolumne: „Mit Verlaub!“ Parole Immergrün „Wohlstand für alle“

Der Westen, auch freie Welt genannt, braucht dringend neue Offensivkraft.

 Eckhard Klausmann (Grefrath) Gisela Michels (Willich), Ralf Schröder, Brigitte Schmitz (beide Nettetal), Serap Güler, Bettina Wimmers (Grefrath), Beate Krempe (Willich), Wilfried Niederbroecker (Nettetal)

Eckhard Klausmann (Grefrath) Gisela Michels (Willich), Ralf Schröder, Brigitte Schmitz (beide Nettetal), Serap Güler, Bettina Wimmers (Grefrath), Beate Krempe (Willich), Wilfried Niederbroecker (Nettetal)

Foto: RP/Phil Ninh

Geht es Ihnen auch so? Immer wenn führende Politiker im erschlafft wirkenden Europa im hohen Ton „unsere Werte“ beschwören, frage ich mich, welche Werte wohl genau gemeint sind und ob diese im Ernstfall auch mit Zähnen und Klauen verteidigt würden.

Haben sich nach dem Tigersprung, den die Geschichte zwischen 1989 und 1991 gemacht hat, nicht viele im Westen sehnlichst gewünscht, der US-Politikdeuter Francis Fukuyama möge recht haben mit seiner berüchtigten Buch-Prophezeiung, mit dem Sieg der Demokratien über den Staatssozialismus sei das Ende der Geschichte erreicht? Was hätte sich damit kommod leben lassen. Dann riss uns das „Rendezvous mit der Globalisierung“ (Wolfgang Schäuble) aus dem Schlummerland. Kapitalismus-Extremisten sündigten scham- und viel zu oft sanktionslos auf Kosten Dritter; ein US-Präsident wurde in seinem wahnwitzigen Notwehrexzess zum Angriffskrieger und ein russischer Staatschef zum Landräuber.

In vielen Ländern der freien Welt fühlten sich immer mehr nicht wirklich frei, weil Angst und Unsicherheit sie beschlichen. Eine anschwellende Wut gegen wirtschaftliche und politische Eliten der Davos-Society bildete sich. Die Neo-Imperialisten in Peking lächelten kalt. Im Geiste tragen auch viele Deutsche längst Gelbwesten, sie ziehen sie bloß noch nicht überall an. Mit dem Schmutztuch, das der Staatssozialismus über seine Untertanen stülpt, fühlen sich auch Niedergehaltene im Westen zugedeckt, die einst auf Aufstieg in die Mittelklasse hoffen durften.

Die Geschichte geht nie zu Ende. Sie schwappt wie die Wellen der Ozeane in ewiger Wiederkehr an die Küsten. Ewigkeits-Wert besitzt Heraklits Diktum „Alles fließt“ und das Wissen, dass jede Zeit ihre eigene Antwort verlangt. Vorschlag: Die soziale Marktwirtschaft und Ludwig Erhards Parole „Wohlstand für alle“ müssen mit neuem Leben gefüllt werden.

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