Gott und die Welt Wir sind der Klimawandel

Düsseldorf · Wir leben auf Kosten der anderen. Darum fängt jede Veränderung bei uns an.

Kolumne: Wir sind der Klimawandel
Foto: RP/Phil Ninh

Manchmal reicht es ja, sich für ein paar Augenblicke einfach nur umzuschauen. Sich also aus dem Getriebe des Alltags rauszunehmen und zum Beobachter von dem zu werden, was sich um uns herum abspielt. Wie etwa – ziemlich banal – im Supermarkt. Dann sieht man, wie unbedenklich wir uns daran gewöhnt haben, was es dort allein an Obst und Gemüse sogar im Frühjahr hierzulande zu kaufen gibt: Bananen und Orangen, Kiwi und Avocados, Ananas und Physalis. Im Grunde nichts Besonderes, jedenfalls nicht für uns. Denn selbstverständlich wählen wir aus von den Früchten dieser Welt und das zu jeder Jahreszeit. Woher sie kommen, wie umweltschädlich die irrsinnig langen Transportwege und wie schädlich die Monokulturen in den Herkunftsländern sind, bedenken wir selten.

Was mit dieser Fülle uns vor Augen steht, ist im Grunde genommen das Paradies. Mit dem beträchtlichen Unterschied, dass im Paradies ein Dasein vor dem sogenannten Sündenfall herrschte, ein Leben in Einklang mit der Welt, eine Existenz, die sich als Teil der Natur verstand. Doch was ist unsere Gegenwart dann? Wohl eher das märchenhafte Schlaraffenland, in dem Milch, Honig und Wein statt Wasser fließen. Die größte Tugend dort ist der Genuss.

Wohin das führt, zeigt der jüngste Bericht der Umweltorganisation Germanwatch, wonach Deutschland seine natürlichen Ressourcen für dieses Jahr bereits Anfang Mai verbraucht hat. Den Rest des Jahres leben wir auf globalem Pump, auf Kosten der südlichen Länder wie auch der späteren Generationen. Wie erregt diskutieren wir über E-Autos oder über Pflichtgebühren für den öffentlichen Personennahverkehr. Es gibt vieles, worüber es sich zu streiten lohnt. Doch jede Veränderung fängt bei uns an. Wir sind der Klimawandel, Tag für Tag.

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