Kolumne „Gott und die Welt“ Wir leben alle wieder auf Pump

Düsseldorf · Die natürlichen Ressourcen für 2018 sind aufgebraucht. Kaum einen beunruhigt es.

 Eine Öl-Bohrinsel in der Nordsee.

Eine Öl-Bohrinsel in der Nordsee.

Foto: dpa/Danny Lawson

Wie peinlich ist es, wenn in einer Gaststätte am Ende das Geld nicht reicht und wir bei den Freunden den Fehlbeitrag leihen müssen. Größere Summen sind es ja nicht, doch wie unangenehm ist die Situation. Was denken die Menschen an den Nebentischen, die Zeuge dafür werden, dass wir auf Pump gegessen und getrunken haben?

Entspannter ist die Schuldensituation bei größeren Investitionen. Für eine Immobilie einen Kredit aufzunehmen, ist oft ökonomisch sogar klug. Auch dann leben beziehungsweise wohnen wir auf Pump, doch gibt es dafür elegantere Formulierungen. Wer davon spricht, sein Haus, seine Wohnung, auch sein Auto finanziert zu haben, wird niemals schiefe Blicke kassieren. Je größer und abstrakter das Geliehene ist, desto leichter können wir von uns absehen. Irgendwann scheint es gar nicht mehr unsere Schuld zu sein.

Das ist seit ein paar Tagen mit uns und der Erde so: Wir haben seit Anfang August unsere natürlichen Ressourcen für 2018 weltweit verbraucht. Das, was wir jetzt und bis Jahresende an Energie, Wasser, Rohstoffen nutzen, übersteigt unser ökologisches Vermögen. Unsere Nachfrage übersteigt jenes Angebot, das zur Verfügung steht, wenn das Leben auf der Erde eine Zukunft haben soll. Das war zwar schon in den Vorjahren so, doch nie fiel die „Jahresabrechnung“ auf ein so frühes Datum. Die Erdbevölkerung – und das sind natürlich vor allem wir aus den westlichen Industrienationen – lebt auf Pump.

Wie sich das anfühlt? Für viele nicht allzu schlimm. Und weil fast alle so leben, ist die soziale Ächtung kaum existent. Unsere Rechnung wird ja irgendwann bezahlt: von den Menschen in armen Regionen der Welt und unserer nächsten Generation. Es ist auch unser Umgang mit der Schöpfung, der die Glaubensschwäche unserer Zeit dokumentiert.

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