Kolumne Gesellschaftskunde Informatik von unten

An gut 70 Schulen startet ein neues Projekt. Ein erster Schritt – mehr leider nicht.

 Schülerinnen und Schüler nehmen an einer Schule am IT-Unterricht teil.

Schülerinnen und Schüler nehmen an einer Schule am IT-Unterricht teil.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Alles Gute kommt von oben – das ist der ganz klassische, man könnte auch sagen: veraltete, Ansatz von Politik. Alles Gute kommt von unten – damit trat in Nordrhein-Westfalen 2010 die grüne Schulministerin Sylvia Löhrmann an, die sich stets auf den Elternwillen berief, um die Schullandschaft nach und nach zu verändern. Sie tat das auch noch, als es, etwa bei der Inklusion, längst unhaltbar geworden war.

Jetzt, zum neuen Schuljahr, gibt es eine Art Mix aus beidem. Denn an gut 70 Gymnasien in den Regierungsbezirken Düsseldorf und Köln startet das „Modellvorhaben Informatik“: An den Schulen wird in der Erprobungsstufe, also in den Klassen 5 und 6, je eine Stunde Informatik unterrichtet. Informatik von unten, könnte man sagen. Gut so – wer das Land digital machen will, muss früh, in den unteren Jahrgangsstufen, damit anfangen. Pflichtfach ist Informatik am Gymnasium in NRW nicht, obwohl das sinnvoll wäre.

Der Ideengeber sitzt in gewisser Weise oben, nämlich bei der Schulaufsicht: Klaus Killich, seit 40 Jahren im Schuldienst, seit 30 Jahren Fachlehrer für Informatik, ehemals Schulleiter in Neuss, seit sechs Jahren Dezernent in der Bezirksregierung Düsseldorf. Und weil Killich derzeit auch für Köln zuständig ist, geht das Projekt eben gleich in zwei Regierungsbezirken an den Start. Zunächst ist es auf vier Jahre befristet.

Erste Programmierkenntnisse sollen die Schüler erwerben. Das Ministerium unterstützt Killichs Projekt – gegen Informatik kann schließlich gerade diese Landesregierung kaum etwas haben, die die Digitalisierung unentwegt im Munde führt. Und mit einer Wochenstunde dürfte, erst recht nach der Rückkehr zu G 9, keine Schule überfordert sein. Um aus dem Modell die Regel zu machen, braucht es jedoch noch einiges: genug Lehrer – und viel Geld.

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