Hier In Nrw Wird Kraft nach der Bundestagswahl SPD-Chefin?

Nordrhein-Westfalens populäre Ministerpräsidentin Hannelore Kraft könnte sich dem Ruf an die Parteispitze kaum verschließen, wenn Sigmar Gabriel aufgibt. Sie wäre dann die erste Vorsitzende in der 150-jährigen Geschichte der Partei.

Die Kette in den Landesfarben Grün-Weiß-Rot, die Hannelore Kraft jetzt auf einer Wahlveranstaltung in Düsseldorf geschenkt bekam, dürfte sie nur allzu gern anlegen. Denn die Ministerpräsidentin, die seit 2010 im Amt ist, möchte eigentlich gar nichts anderes sein als "Landesmutter". Einstweilen jedenfalls.

Doch je nach Wahlausgang am Sonntag könnte sich für sie einiges in ihrer Lebensplanung ändern. Dann nämlich, wenn die SPD erheblich an Boden verlieren sollte und Parteichef Sigmar Gabriel entnervt aufgibt. Dann dürfte der Ruf aus der Partei unüberhörbar werden, dass die populäre Mülheimerin über ihren Schatten springen und die Parteiführung übernehmen müsse.

Hannelore Kraft will das eigentlich nicht. Sie ist ja schon stellvertretende Vorsitzende der Bundespartei (mit einem Traumergebnis von 97,2 Prozent gewählt) und koordiniert die Zusammenarbeit der SPD-geführten Bundesländer im Bundesrat. In NRW warten derweil genügend Aufgaben auf ihre rot-grüne Landesregierung.

So ist die schulische Inklusion noch immer nicht in trockenen Tüchern, weil das Land den Kommunen kein Geld für die Umsetzung dieses ehrgeizigen Ziels geben will. Eine Klage liegt in der Luft. Höchst umstritten ist auch der "Kommunal-Soli", den die steuerstarken Städte ab 2014 sieben Jahre lang an ärmere Kommunen zahlen sollen. Ungemach dräut der Regierungschefin auch vom Verfassungsgerichtshof in Sachen Beamtenbesoldung. Nicht auszuschließen ist zudem, dass nach der Entlassung von Integrations-Staatssekretärin Zülfiye Kaykin auch der Fall des Medien-Staatssekretärs Marc Jan Eumann (beide SPD) Kraft zum Handeln zwingt.

Doch die Landespolitik ist das eine. Die Frage, wer die Bundes-SPD aus einer Krisensituation herausbringt, wird sich unabhängig davon stellen. Natürlich wäre es eine Herkules-Aufgabe für Hannelore Kraft, neben ihrem Amt als Regierungschefin noch die Partei zu neuen Ufern zu führen. Sie dürfte noch lebhaft in Erinnerung haben, wie der frühere rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck von den Genossen als Parteichef (2006 bis 2008) demontiert worden ist.

Und dennoch: Kraft könnte sich dem Ruf an die Parteispitze kaum verschließen. Sie wäre dann die erste Vorsitzende in der 150-jährigen Geschichte der Partei. "Hannelore Kraft bleibt in NRW", beteuert zwar ihr enger politischer Vertrauter in Düsseldorf, SPD-Fraktionschef Norbert Römer. Aber eine solche Aussage schließt die Übernahme dieses höchsten Parteiamts ja nicht aus — auch nicht die Kanzlerkandidatur 2017 oder gar das Amt der Bundespräsidentin.

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(RP)
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