Kolumne: Hier In Nrw Junge Randalierer werfen Merkel Lüge vor

Bei ihrem Wahlkampf-Auftritt in Essen wurde die Bundeskanzlerin ununterbrochen von einer grölenden Gruppe Jugendlicher gestört. Aber Angela Merkel sah auch in dankbare Gesichter.

Vorige Woche war's. Da kam Bundeskanzlerin Angela Merkel nach Essen, um auf einer öffentlichen Kundgebung für den Oberbürgermeister-Kandidaten der CDU zu werben. Es nieselte, doch davon ließen sich die etwa 3000 Menschen auf dem Essener Burgplatz die Stimmung nicht vermiesen. Mit kräftigem Beifall wurde die Kanzlerin empfangen, die pünktlich an Ort und Stelle eintraf.

Kaum hatte CDU-Landeschef Armin Laschet die Parteivorsitzende auf der Bühne begrüßt, erhob sich aus einer Gruppe am Rande der Zuhörermenge ohrenbetäubender Lärm. Mit Trillerpfeifen, Trommelgetöse und "Pfui"-Rufen versuchten die zumeist jüngeren Leute, Laschet aus dem Konzept zu bringen. Der Radau ging weiter, als Merkel ans Mikrofon trat. "Merkel muss weg", skandierten die Störer, doch die routinierte Kanzlerin ignorierte sie geflissentlich. Allerdings musste auch sie ihre Stimme anheben, um sich Gehör zu verschaffen. Die Krawallbrüder hatten derweil sichtlich Freude an ihrem Krach.

Natürlich ist niemand gezwungen, die Bundeskanzlerin gut zu finden. Man sollte aber meinen, wer zu politischen Kundgebungen geht, sei vor allem an den Inhalten interessiert. Den jungen Leuten in Essen aber ging es nur um Geschrei. Vielleicht glaubten sie sogar, im Recht zu sein und sich auf die verbriefte freie Meinungsäußerung berufen zu können. Dass sie mit ihren Störaktionen die freie Meinungsäußerung der anderen Seite massiv behinderten, dürfte sie nicht im mindesten beeindruckt haben. Es war wohl dieselbe Sorte von Jugendlichen, von denen der frühere CDU-Generalsekretär Heiner Geißler einmal gesagt hat: "Sie bestreiten alles, außer ihren Lebensunterhalt."

Besonders peinlich wurde es, als Merkel sie aufforderte, wenigstens beim Thema Flüchtlinge etwas leiser zu sein. Doch dieser Appell kam bei den Krachmachern nicht einmal akustisch an, weil sie viel zu sehr mit ihrer beschämenden "Performance" beschäftigt waren. Ununterbrochen schleuderten sie Angela Merkel das böse Wort "Lüge" entgegen. Zu allem Überfluss grölten sie anmaßend: "Wir sind das Volk."

Nein, ihr Krakeeler, das seid ihr nicht. Das "Volk" in Essen wollte wissen, was die Kanzlerin in diesen bewegten Zeiten zu sagen hat. Doch ihr habt nur stören wollen. Schon mal was von Toleranz gehört? Wie, so fragt man sich, wollt ihr später eure Kinder erziehen?

Es gab aber auch Erfreuliches auf dem Burgplatz: Eine Gruppe von Flüchtlingen aus Syrien hielt der Kanzlerin weiße Zettel entgegen. Darauf stand zu lesen: "Danke Deutschland" und "Danke Merkel". Das dürfte der CDU-Chefin ziemlich gutgetan haben.

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(RP)
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