Hier In Nrw Im Kittchen wären noch ein paar Zimmer frei

Im Moment spielt bundesweit das Thema Gefängnis eine große Rolle. Werfen wir also einen Blick auf die Justizvollzugsanstalten in NRW. Die älteste stammt aus dem Jahr 1853, die modernste hat erst 2012 ihre Pforten geöffnet – einseitig, versteht sich.

Im Moment spielt bundesweit das Thema Gefängnis eine große Rolle. Werfen wir also einen Blick auf die Justizvollzugsanstalten in NRW. Die älteste stammt aus dem Jahr 1853, die modernste hat erst 2012 ihre Pforten geöffnet — einseitig, versteht sich.

Platz satt in den nordrhein-westfälischen Gefängnissen. Für kapitale Steuerhinterzieher wären in den Kittchen noch etliche Zimmer frei. Von den 19 200 vorhandenen Haftplätzen sind derzeit nur 16 200 belegt. Allerdings stehen wegen Renovierungsmaßnahmen rund 1000 Plätze derzeit nicht zur Verfügung. Bleiben immer noch 2000 zuviel, oder?

Der Bund der Strafvollzugsbediensteten Deutschland (BSBD), der die Interessen der "Gefängniswärter" vertritt, verweist darauf, dass Ende dieses Jahres mit dem Inkrafttreten des NRW-Strafvollzugsgesetzes das Prinzip der Einzelunterbringung gilt. Vor diesem Hintergrund reichten die Unterbringungskapazitäten gerade aus, meint der BSBD und warnt Schließungen von Justizvollzugsanstalten (JVA).

In NRW gibt es 37 Gefängnisse. Das älteste steht in Münster und stammt aus dem Jahr 1853. Die JVA wurde zwar mehrmals umgebaut und erweitert, aber jetzt soll sie durch einen Neubau ersetzt werden.

Das modernste Gefängnis wurde in Ratingen an der Stadtgrenze zu Düsseldorf errichtet. Abgesehen von wenigen Gemeinschaftszellen werden die rund 800 Gefangenen in Einzelzellen untergebracht, die 10,5 Quadratmeter groß sind. Darin befinden sich Bett, Tisch, Schrank und Fernseher (mit ausgewählten Programmen). Den Häftlingen stehen ein Fußballfeld mit Kunstrasen und eine Sporthalle zur Verfügung. Klingt gut, aber Gefängnis ist kein Zuckerschlecken. Süßigkeiten müssen wie Zigaretten und Kaffee vom Taschengeld bezahlt werden, das zentral verwaltet wird. In der niedrigsten Vergütungsstufe bekommt ein Häftling 8,96 Euro, in der höchsten 14,93 Euro — am Tag.

Arbeit ist jedoch auch in der Düsseldorfer JVA ein Privileg. Längst nicht alle Insassen, die arbeiten wollen, können es auch, denn dazu fehlt es an Aufträgen von "draußen".

Zahlreiche Geschenkartikel werden in den JVA hergestellt und im Internet vom "Knastladen" vermarktet. Zu den Produkten zählen Schachspiele, Nistkästen, Häkelmützen und Halsbänder. Im "NRW-Shop" werden Printen mit Landeswappen, Bio-Gummibärchen in den Landesfarben, NRW-Kappen und ein Wimmelbuch angeboten.

Ach ja, und dann gab es in manchen JVA auch noch die rosa Zellen für besonders aggressive Häftlinge. Die Farbe sollte beruhigend auf sie wirken, doch so richtig hat das wohl nicht funktioniert. Jetzt sind die rosa Zellen ein Auslaufmodell. Ein Sprecher des Justizministeriums: "Sie haben nicht geschadet, aber auch auch nichts gebracht." War halt ein Versuch.

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(RP)
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