Hier in NRW Herbert Reul kämpft gegen die Zeitumstellung

Für Herbert Reul ist der zweimal im Jahr fällige Wechsel der Uhrzeit schlicht Unsinn. Die Zeitumstellung schade den Menschen, und auch die Milchkühe litten darunter, wendet der Europaparlamentarier ein.

 Herbert Reul aus Leichlingen ist ausgebildeter Lehrer und sitzt seit 2004 im Europaparlament.

Herbert Reul aus Leichlingen ist ausgebildeter Lehrer und sitzt seit 2004 im Europaparlament.

Foto: Herbert Reul

Hurra, am Wochenende können wir eine Stunde länger schlafen. In der Nacht von Samstag auf Sonntag bekommen wir die 60 Minuten zurück, die uns im Frühjahr abgezwackt wurden. Die Zeitumstellung gibt es in Deutschland seit 1980, und schon seit vielen Jahren läuft ein Mann aus NRW dagegen Sturm: Herbert Reul.

Der Christdemokrat aus Leichlingen ist ausgebildeter Lehrer, war mal Generalsekretär der nordrhein-westfälischen CDU und ist seit 2004 Abgeordneter des Europaparlaments. Bis 2012 war er dort Vorsitzender des Energie-Ausschusses.

Aus Brüssel verschickt Reul jedes Jahr Postkarten mit derselben Fotomontage: Wie weiland der US-Schauspieler Harold Lloyd im Film "Safety last" — mit "Kreissäge" auf dem Kopf — klammert er sich an den Zeiger einer Fassadenuhr.

"Stoppt die Zeitumstellung", will Reul damit zum Ausdruck bringen. Denn sie bringe den Biorhythmus der Menschen mächtig durcheinander. Möglicherweise komme es zu einer Häufung von Unfällen. Die Zahl der Arztbesuche steige ebenso wie die Verschreibung von Schlafmitteln und Antidepressiva. Die Anpassung der Fahr- und Flugpläne sei kostspielig, und nicht zuletzt klagten die Bauern über Probleme der Milchkühe.

Warum, so fragt man sich, wurde die Zeitumstellung überhaupt eingeführt? Das gängigste Argument lautete damals: Einsparung von Energie, weil das Tageslicht länger ausgenutzt wird. Doch inzwischen weiß man: Von einem nennenswerten Spareffekt kann keine Rede sein. Auch deshalb ist die Zeitumstellung für Reul schlicht Unsinn.

Andere mögen das anders sehen: Ist es tatsächlich nicht fabelhaft, im Mai und Juni gegen 22 Uhr noch im Hellen draußen auf der Terrasse (vielleicht mit einem Glas Wein oder einem Buch in der Hand) zu sitzen oder noch zu vorgerückter Abendstunde eine Jogging-Runde drehen zu können?

Wer die Zeitumstellung abschaffen will, muss in Brüssel sehr dicke Bretter bohren. Erst kürzlich hat die Europäische Kommission Reul wissen lassen, dass kein Mitgliedstaat der EU eine Änderung gefordert hat. Zwar wird eingeräumt, dass es lediglich "kleine Energieeinsparungen" gebe. Aber zugleich heißt es, dass die Umstellung auf Sommerzeit ihren Zweck erfülle.

Reul kennt das Spiel: Zwischen Kommission und Mitgliedstaaten werde "der Schwarze Peter hin- und hergeschoben". Deshalb erinnert sein unermüdlicher Kampf ein wenig an Don Quichottes Attacken gegen die Windmühlen. Vielleicht sollte Herbert Reul noch einmal eine Nacht darüber schlafen. Am Wochenende hat er ja ausgiebig Gelegenheit dazu.

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