Hier In Nrw Hannelore Kraft schaut sich in Kanada Fracking an

Große Energiekonzerne haben sich längst mögliche Abbaufelder in Nordrhein-Westfalen gesichert. Doch die Erdgas-Förderung unter Einsatz von Chemikalien ist tabu – und soll es auch bleiben.

Man wüsste gern, wer mit dem sonderbaren Begriff "Fracking"(gesprochen "Fräcking") etwas anfangen kann. Vielleicht meinen einige Zeitgenossen sogar, es handle um eine Art Frackzwang zu festlichen Anlässen. Dabei geht Fracking uns alle an. Schließlich handelt sich um das größtmögliche Erdgasprojekt in weiten Teilen von Nordrhein-Westfalen.

Manch einer reagierte ungläubig, als 2010 erstmals von riesigen Erdgasvorkommen tief in der Erde die Rede war. Doch da waren die Fördergebiete in NRW bereits abgesteckt: Große Energiekonzerne hatten sich längst potenzielle Bohr- und Abbaugebiete gesichert. Wer sich die entsprechende Karte anschaut (Stichwort "Erdgas" unter www.bezreg-arnsberg.nrw.de), der reibt sich noch immer verwundert die Augen: Rund 60 Prozent der Oberfläche von NRW, darunter fast der gesamte Niederrhein und der Kreis Mettmann, wurden den Unternehmen zugeteilt, ohne dass die Öffentlichkeit zunächst davon erfuhr. Hat die damalige Wirtschaftsministerin Christa Thoben (CDU) die Bedeutung des Vorhabens vielleicht verkannt?

NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD), die Ende dieser Woche zu einer mehrtägigen Tour nach Kanada aufbricht, will sich dort auch über Fracking informieren. Fracking bedeutet: Ein Gemisch aus Wasser, Sand und Chemikalien wird unter hohem Druck ins Erdreich gepresst, um die gasführenden Gesteinsschichten aufzubrechen ("fracken") und somit das Gas freizusetzen.

Doch Kanada ist ein weites Land, NRW dagegen weist eine sehr hohe Bevölkerungsdichte auf. Die zentrale Frage lautet daher: Sollen wir bei unserer Energieversorgung künftig auch auf Fracking setzen? Die politischen Parteien sind sich da ausnahmsweise weitgehend einig: Fracking mit Chemie komme nicht infrage, weil das Risiko für die Trinkwasserversorgung viel zu groß ist. Doch da es sich um gigantische Erdgasvorkommen handelt, die nicht nur Energiesicherheit bedeuten, sondern auch kräftige Gewinne in Aussicht stellen, werden die Energieriesen sicher nicht lockerlassen. Die Politik kommt ihnen entgegen: Sollte es eines Tages Fracking-Methoden ohne Chemie geben, entstünde eine andere Lage.

Die Bundesregierung, die jetzt noch Vorgaben fürs Fracking machen wollte, hat eingesehen, dass sie den Widerstand der Länder (neben NRW vor allem Bayern) nicht ignorieren kann. Das Vorhaben liegt daher auf Eis. Vielleicht spornt dies die Energiekonzerne an, nach umweltverträglichen Lösungen zu suchen.

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(RP)
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