Hier In Nrw Garzweiler II macht wieder Schlagzeilen

Wird das Braunkohle-Projekt vorzeitig gestoppt? Für mehr als 3000 Menschen in der Region könnte nun eine regelrechte Zitterpartie beginnen. Können sie in ihrer Heimat bleiben, oder geht die Umsiedlung weiter?

Viele Bürger in NRW werden sich noch gut an das Gezerre erinnern, das in den 90er Jahren zwischen SPD und Grünen um das Braunkohlevorhaben Garz-weiler II herrschte. Die meisten Sozialdemokraten waren glühende Befürworter des Tagebaus und hatten in Fraktionschef Klaus Matthiesen einen ebenso kompromisslosen wie wortgewaltigen Wortführer.

Doch auf der Gegenseite agierte die grüne Umweltministerin Bärbel Höhn nicht minder ausgefuchst. Für die Grünen war die Braunkohle vor allem wegen der veralteten Kraftwerke und der damit verbundenen Luftbelastung ein rotes Tuch. Außerdem warnten sie vor dem gigantischen "Restsee": Wenn der Abbau ausläuft, wird ein riesiges Loch übrigbleiben. Es soll bis zu 40 Jahre lang mit Rheinwasser gefüllt werden, bis einer der größten Binnenseen Deutschlands entstanden ist — 23 Quadratkilometer groß und 180 Meter tief. Niemand, so die Grünen, könne die Risiken eines solchen Gewässers für Klima und Böden abschätzen.

Beide Seiten machten sich damals das politische Leben nach Kräften schwer; mehrfach hing die seit 1995 bestehende rot-grüne Koalition am seidenen Faden. 1997 scheiterten die Grünen mit ihrer Klage gegen Garzweiler II vor dem Verfassungsgericht, und schließlich wurde auch die umstrittene wasserrechtliche Erlaubnis erteilt.

Danach herrschte lange Zeit (relative) Ruhe in Sachen Braunkohle. Doch jetzt macht Garzweiler II erneut Schlagzeilen. Diesmal geht es um eine mögliche vorzeitige Schließung des Tagebaus, weil sich immer größere Überkapazitäten auf dem Strommarkt abzeichnen.

Für die Einwohner in der geplanten (und genehmigten) Abbauregion könnte nun eine regelrechte Zitterpartie beginnen: Steht in den nächsten Jahren eine Umsiedlung bevor, oder erledigt sich das Thema von selbst? Insgesamt geht es um mehr als 3000 Menschen. Manche von ihnen werden sich vermutlich längst mit dem Gedanken abgefunden haben, ihre dörfliche Heimat verlassen zu müssen; andere hingegen würden wohl nur zu gerne dort bleiben, wo sie sind.

Umso wichtiger ist es, dass RWE Klarheit schafft. Ein erstes Dementi des Unternehmens wirkte in der Landeshauptstadt nicht übermäßig überzeugend. Energie-Experten wie der Fraktionschef der Grünen, Reiner Priggen, halten es für ein Gebot der Vernunft, das Projekt zu kippen. Wenn das tatsächlich intern geplant sein sollte, dann muss das den betroffenen Menschen auch klipp und klar gesagt werden, und zwar so rasch wie möglich.

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de

(RP)
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