Hier In Nrw Die NRW-CDU spürt wieder kräftigen Aufwind

Das Wahlergebnis verleiht dem Landesverband Flügel. Derweil redet SPD-Regierungschefin Hannelore Kraft die Rolle der Opposition in Berlin schön. Oder ist das etwa nur ein abgekartetes Spiel?

Keine Frage: Der große Wahlerfolg der Union geht auf das Konto der Kanzlerin. Nordrhein-Westfalen macht da keine Ausnahme. Im bevölkerungsreichsten Bundesland hatte Angela Merkel besonders viele Wahlkampfauftritte, die ihre Wirkung nicht verfehlten. Das Ergebnis von fast 40 Prozent, das die CDU an Rhein und Ruhr am Sonntag für sich verbuchen konnte, kann sich sehen lassen. Es verleiht dem größten Landesverband gewissermaßen Flügel. Daran, dass die NRW-CDU im vorigen Jahr bei der Landtagswahl auf jämmerliche 26 Prozent abgerutscht war, will verständlicherweise niemand mehr erinnert werden.

"Wir sind wieder wer" – das ist die Grundstimmung bei den Christdemokraten in NRW. Dass ihr Landesvorsitzender Armin Laschet demnächst ein Ministeramt in Berlin übernehmen könnte, gilt in Düsseldorf als durchaus denkbar. Er selbst würde wohl gern an die Spree wechseln, lässt sich das aber kaum anmerken. Auffallend jedoch, dass er keine Gelegenheit auslässt, um auf die Interessen Nordrhein-Westfalens als wichtigstem Industriestandort hinzuweisen. Ein Ministeramt würde dem CDU-Landeschef zusätzliche Wucht verschaffen – ein Pfund, mit dem die Union bei der Landtagswahl 2017 wuchern könnte, wenn sie Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) ablösen will.

Während derzeit deutschlandweit über eine neue Regierungskoalition spekuliert wird, zeigt sich die NRW-Regierungschefin von einer überraschenden Seite. Es sei "keine Schande, in die Opposition zu gehen", beteuert Kraft. Eine Demokratie brauche eine starke Opposition. Dass der frühere SPD-Chef Franz Müntefering kurz und bündig festgestellt hat: "Opposition ist Mist", ficht sie offenbar nicht an. Oder ist alles nur ein (abgekartetes) Spiel? Was ist davon zu halten, wenn ihr enger Vertrauter, SPD-Fraktionschef Norbert Römer, der neben ihr sitzt, eine große Koalition kleinredet. "Am Ende wird es sie nicht geben", beteuert Römer vor Journalisten.

Doch die hat längst eine Vermutung beschlichen: dass nämlich die NRW-SPD mit ihrer einflussreichen Vorsitzenden die Rolle übernommen hat, die Preise für ein schwarz-rotes Bündnis in Berlin hochzutreiben. Je mehr sich die SPD sperrt, so mag das Kalkül lauten, desto mehr muss die Union ihr mit personellen und inhaltlichen Angeboten entgegenkommen, auf dass die SPD am Ende nicht wie der "Juniorpartner" dasteht. Natürlich würde die NRW-SPD dann darauf bestehen, dass auch aus ihren Reihen ein Minister an Merkels Kabinettstisch sitzt.

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(RP)
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