Hier In Nrw Bericht aus der Tiefe des Sommerlochs

Die Zeit der Sommerferien ist eine nachrichtenarme Zeit. Das gilt für den Bund und die Kommunen, vor allem aber auch für das Land. Kein Wunder: Die meisten Politiker machen keine Schlagzeilen, sondern Urlaub.

Wenn in den Redaktionsstuben die Zahl der eintreffenden E-Mails schlagartig gegen null tendiert, dann ist sie da, die sommerliche Ferienzeit, die eine für Journalisten recht unangenehme Begleiterscheinung hat: das Sommerloch. In diesem Loch scheint nahezu alles Berichtenswerte verschwunden zu sein. Nachrichten sind Mangelware – in den Städten ebenso wie im Bund und natürlich auch im Land.

Kein Wunder, denn die meisten Politiker spannen erst einmal aus. Die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) sucht im Sommer mit ihrer Familie traditionell Erholung in einer Freizeitstätte im sauerländischen Sundern-Hachen (39 Euro Vollpension).

Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) zieht es mit ihrem Lebensgefährten in den Süden Englands. Ihr Parteifreund, Umweltminister Johannes Remmel, verbringt seinen Urlaub auf Sardinien. Wirtschaftsminister Garrelt Duin macht als "Nordlicht" (geboren in Leer) Urlaub auf Sylt, während Familienministerin Ute Schäfer (SPD) auf der Insel Mallorca an einem Segelkurs teilnimmt.

Finanzminister Norbert Walter-Borjans (SPD) will wieder einmal kräftig zuschlagen: Er schließt sich, wie in früheren Jahren, einer Bildhauergruppe an, um in der Toskana aus einem Marmorblock eine ab–strakte Skulptur zu schaffen (eine steht bereits in seinem Büro). Bevor es losgeht, hat er vor Journalisten in Düsseldorf noch rasch angekündigt, den Druck auf Steuersünder aufrechterhalten zu wollen.

Bau- und Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) nutzte derweil die terminarme Zeit für seine Sommertour unter dem Motto "Wie wollen wir in Zukunft wohnen?" In einem Seniorenheim in Kevelaer forderte er beispielsweise eine ältere Dame spontan zum Tanz auf und sang aus voller Kehle: "Auf der Reeperbahn nachts um halb eins ..."

Und die Opposition im Landtag? Der CDU-Landesvorsitzende Armin Laschet macht Urlaub am Bodensee, während FDP-Chef Christian Lindner an den Lago Maggiore entfleucht. CDU-Fraktionsvorsitzender Karl-Josef Laumann bleibt dagegen zu Hause im schönen Münsterland.

Auch zahlreiche Sprecher der Ministerien müssen "Stallwache" halten. Irgendjemand muss ja die – vermutlich auch in diesem Jahr nur spärlichen – Anfragen der Medien beantworten. Zur Belohnung für die Daheimgebliebenen veranstaltet die Staatskanzlei Ende des Monats wieder ein "Stallwächter-Fest" in einem großen Zelt. Bei Bier und Wein werden nicht Politiker von Journalisten mit Fragen "gegrillt", sondern schmackhafte Würstchen.

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de

(RP)
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