Hier In Nrw Bei der Regierungschefin "unter drei" im Kraft-Raum

Es gibt regelmäßige Gesprächsrunden von nordrhein-westfälischen Spitzenpolitikern mit Journalisten, die zumeist "unter drei" stattfinden. Diese Regelung bedeutet, dass davon nichts veröffentlicht werden darf.

Woher bekommen Journalisten eigentlich ihre Informationen? Auf diese Frage kann man von Pressevertretern nur vage Angaben erwarten. Gewiss: Es gibt Mitteilungen der Behörden, Pressekonferenzen und jede Menge Live-Veranstaltungen wie Partei-und Bürgerversammlungen, Diskussionsrunden und Vorträge, aus denen sich, wie es im journalistischen Sprachgebrauch heißt, "Honig saugen" lässt.

Doch das Salz in der Suppe sind und bleiben nun einmal die Hinweise, die gezielt und vertraulich weitergegeben werden. Natürlich sind da eigene Interessen im Spiel, so dass in jedem Fall nachgeprüft werden muss – getreu dem journalistischen Grundsatz "audiatur et altera pars", höre auch die andere Seite an! Und wenn dabei nach der Quelle gefragt wird ("Wer hat Ihnen denn das gesagt?"), dann fallen die Journalisten in berufsmäßig tiefes Schweigen. Seine Informanten verrät man eben nicht. Andernfalls würde einem bald niemand mehr etwas anvertrauen.

Und woher stammen die brisanten Unterlagen, die plötzlich in der Presse auftauchen? "Die habe ich in der Straßenbahn gefunden", lautet eine beliebte lapidare Antwort, um nervige Fragesteller abzuwimmeln.

Im journalistischen Alltag gibt es, was den Umgang mit Informationen betrifft, einen dreistufigen Verhaltenskodex. Die Vereinbarung "unter eins" bedeutet, dass man alles, was gesagt wird, unter voller Namensnennung verwerten kann. Bei Gesprächen "unter zwei" möchte der Informant dagegen nicht in Erscheinung treten, das Gesagte darf aber verwendet werden. In diesem Fall kommt es zu klassischen Formulierungen wie "heißt es in Düsseldorf" oder "wird in Regierungskreisen erwogen". Aus Unterredungen "unter drei" darf dagegen überhaupt nichts nach außen dringen. Die Informationen sind eben nur "für den Hinterkopf" gedacht. Dass sie dort nicht ewig ruhen, sondern irgendwann in eigene Spekulationen oder Kommentare einfließen, soll gelegentlich vorkommen.

"Unter drei" finden in Düsseldorf auch Hintergrundgespräche von Spitzenpolitikern mit Journalisten statt. Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) lädt dazu in die Staatskanzlei ein. "Kraft-Raum" heißt dieses Treffen. Bei ihrem Vorgänger war es der "Rüttgers-Club". SPD-Fraktionschef Norbert Römer wiederum hat für seine Hintergrundrunde, die sich im Foyer vor seinem Landtagsbüro einfindet, die Bezeichnung "Römer-Quelle" gewählt. Sein CDU-Kollege Karl-Josef Laumann bevorzugt dagegen das Düsseldorfer Lokal "Zum Trompeter". Aber das soll für die Journalisten kein Freibrief sein, sämtliche Infos sofort auszuposaunen.

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(RP)
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