Kolumne: Gott Und Die Welt Warum Friseur-Salons oft komische Namen haben

Immer mehr Friseursalons versuchen, mit gewagten Namensgebungen auf ihr Geschäft aufmerksam zu machen. Manchmal misslingt das um Haaresbreite.

Zunächst fiel der Blick nur aufs Schild des Ladenlokals. Dann fiel der Geist aus allen Wolken; bis am Ende die Frage fiel: Will man sich tatsächlich in diesem Friseursalon die Haare schneiden lassen? Schön und gut, "Haarpune" ist ein vielleicht nettes, von mir aus auch ulkiges Wortspiel. Doch scheint es weder Komfort noch andere Formen freundlicher Dienstleistung zu versprechen. Bei "Haarpune" hat man riesige weiße Haie und vielleicht sogar ein paar abgerissene Gliedmaßen vor Augen. Dabei geht es doch beim Friseur nur um ein bisschen Schnibbelarbeit - und vielleicht um noch eine Tasse Kaffee gratis.

Wenn nicht zur "Haarpune", wohin dann? Und mit dieser verhängnisvollen Frage hat plötzlich die Reise durch eine Wunderwelt der kreativen Namensgebungen begonnen, die - was wir bisher nicht zu ahnen wagten - vor allem in der Branche der Haarschneiderei mittlerweile hemmungslos wütet. Es gibt im Internet sogar eine Brainstorming-Website, auf der man sich mit anderen Betroffenen auf die Suche nach einem "knackigen Namen für einen jungen Friseursalon" begeben kann. Was wir aber auch nicht wussten, war die bedrückende Analyse von Experten, wonach der deutsche Salon-Markt geradezu übersät ist mit aussageschwachen Namen.

Dieser Krisenaussage können wir uns nach ausgiebiger Recherche freilich nicht anschließen - wie ein paar Beispiele (allesamt nicht erfunden!) auf bedrückende Art belegen:

Hat man erst einmal den nicht wirklich einladenden "Cut-Alysator" hinter sich gelassen, beginnt man, für die "Schererei" erste Sympathien zu hegen. Während "Hairgott" und "Hairkules" nachhaltig Kompetenz versprechen, "Philhaarmonie", "Haarlekin" und "Laurel & Haardy" eher den Feingeist unter den Schneidebedürftigen ansprechen, so wird die Männerwelt vermutlich aufmerksam auf "Haarem", "ViHaagra", "Haarakiri" und "Hairforce". Ins Zweifeln könnte der Kunde allerdings bei "Haarscharf" und "Schnittstelle" geraten, bei "Kanda Haar" und "Hair Ausforderung", "Um Haaresbreite" und "Gabi mit den Scherenhänden". Da lässt sich der Fortgang von daheim kaum noch vermitteln. Auf eine Kundschaft mit überaus gemischten Interessen dürfte man allein aufgrund der Namensgebung schließlich im "Ponyclub", im "Kaiserschnitt" sowie in "Verdamp lang hair" antreffen.

Liebe Leute, Hand aufs Herz: Es geht doch immer bloß ums Haareschneiden. Aber vielleicht ist es ja so, dass das eigentliche Arbeitsfeld des Friseurs viel zu nah am Hirn des Kunden sitzt, als dass man sich ein kreatives Strähnchen verkneifen könnte. Don't worry, be hairy.

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de

(RP)
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