Kolumne: Gott Und Die Welt Sieben Anzeichen für den nahen Jahreswechsel

"Zwischen den Jahren" nennen wir die komische Zeit zwischen Weihnachten und Silvester, in der sich die Vorboten für das neue Jahr mehren. Wir beschreiben sie.

Im Grunde klingt Jahreswechsel wie Reifenwechsel. Als ob all das, was bevorstehen oder gar drohen könnte, nur mit einer neuen Ausrüstung zu bewältigen wäre. Als Vorbereitung dient uns jene Zeit, die wir mit der komischen Redewendung "zwischen den Jahren" bezeichnen. Eigentlich ist das ein luftleerer Raum der eigenen Bedürfnisse und Optionen. Das Weihnachtsfest mit seinen mehr oder weniger eingelösten Wunscherfüllungen liegt hinter, die etwas alberne Stunde der guten Vorsätze noch vor uns.

Man weiß also nicht so recht wohin mit seinen Gedanken, und so haben gerade diese Tage etwas Melancholisches an sich. In dieser Zeit nimmt man seine Welt etwas genauer wahr und erspürt auf diese Weise die noch zarten Vorboten, mit denen sich die neue Zeit, das neue Jahr und überhaupt alles Neue anzukündigen beginnt. Es gibt Indizien, von denen wir in dieser Kolumne zwischen den Jahren folgende magische sieben zu bedenken geben:

Erstens können wir den nahen Jahreswechsel daran erkennen, dass wir uns mitunter unwillkürlich an tolle wie auch trübe Ereignisse des bald vergangenen Jahres erinnern und - im rasanten Umkehrschluss dazu - gleich auch das herbeifantasieren, was uns möglicherweise oder höchstwahrscheinlich im kommenden Jahr erwarten wird.

Zweitens stellen wir uns darauf ein, in Kürze einander so oft und so herzlich Glück zu wünschen wie zu keiner anderen Jahreszeit.

Drittens verbringen wir auf dem heimischen Sofa plötzlich nervige Zeit, um alle Geburtstage, die ersten Einladungen, die ersehnten Urlaube und ein paar dienstliche Sachen verschiedenfarbig ins neue Kalenderchen einzutragen, weil wir der elektronischen Jahresverwaltung im Smartphone noch immer nicht über den Weg trauen.

Dabei nehmen wir uns viertens felsenfest vor, der elektronischen Jahresverwaltung im Smartphone demnächst aber wirklich zu trauen - vielleicht schon 2016!

Fünftens rätseln wir unverhohlen über die Qualität des neuen Weines, der noch unschuldig in den Fässern schlummert.

Sechstens machen wir uns - für alle Fälle - bei Wikipedia schlau, wer noch mal dieser Silvester gewesen ist. Als eine Serviceleistung dieser Kolumne sei verraten, dass Papst Silvester I. der Tagesheilige ist und am 31. Dezember des Jahres 335 geboren wurde. (Das müsste für den Party-Smalltalk genügen.)

Und siebtens ist das neue Jahr nahe, wenn wir auf Facebook endlich sämtliche Tannenbäume aller dort mit uns befreundeten Menschen kennenlernen durften.

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de

(RP)
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