Kolumne: Gott Und Die Welt Ostergelächter am Rosensonntagszug

Berlin · Am 13. März holt Düsseldorf seinen Jeckenumzug nach - mitten in der Fastenzeit. Ist der verschobene Karnval also kirchenlästerlich?

Kolumne: Gott Und Die Welt: Ostergelächter am Rosensonntagszug
Foto: Schröder

Eigentlich ist ja schon alles vorbei. Giraffe, Krokodil und Pirat sind seit Aschermittwoch wieder provisorisch eingemottet fürs nächste Jahr. Manchmal steht auch eine Plastiktüte noch verschämt in irgendeiner Ecke, gefüllt mit süßer Beute, die keiner mehr mag und die langsam ihrem Schicksal der Unbekömmlichkeit entgegentrocknet. Das Ende des Karnevals aber bestimmen nicht die Narren; die 40 Tage der vorösterlichen Fastenzeit setzen den Schlusspunkt. Das Osterfest ist damit schon zu Karneval schemenhaft gegenwärtig. Darauf beruft sich sogar die sogenannte Ethik-Charta des Bundes Deutscher Karneval, die das Jeckentreiben "fest im christlichen Jahresverlauf verankert" sieht.

In Düsseldorf aber ist diesmal die Fastenzeit nur eine kleine Atempause. Denn am 13. März versucht der von einer Sturmwarnung eingeschüchterte Karnevalszug seine Wiederholung. Für einen Tag also drücken die Narren den Resetknopf und machen aus dem Rosenmontagszug einen Rosensonntagszug. Das hört sich kirchenlästerlicher an, als es eigentlich ist. Zwar gehören Narren nicht unbedingt zum gewohnten Ensemble der Bußzeit. Andererseits sind Sonntage ausdrücklich von der Fastenzeit ausgenommen. Denn jeder Sonntag im Jahr ist eine Erinnerung an die Auferstehung Christi. Auch beim zweiten Anlauf des Jeckenumzugs wird das Osterfest schon ziemlich gegenwärtig sein. Schließlich gehört auch das Ostergelächter zu einer alten christlichen Tradition. Zwar hat der Erzbischof zu Köln, Rainer Maria Kardinal Woelki, den Sonntag Laetare am 6. März als Ausweichtermin empfohlen, an dem die Fastenzeit in die Halbzeit geht; doch machte der verkaufsoffene Sonntag in der Landeshauptstadt der kirchlichen Feinjustierung einen Strich durch die Rechnung. Trauer und Enttäuschung der rheinischen Narren haben also schnell weisen Trost gefunden. Doch hat die Absage uns auch noch einmal das Wesen des Karnevals vorgeführt: als ein Fest, das sich Wind und Wetter aussetzt und sich dem Leben stellt. Im Guten wie im Schlechten, bei Sonne und bei Sturm. Karneval ist auch darin eine gute, nicht zu betrügende Schule des Lebens. Bei aller Verkleidung und Verstellung lugt immer auch die Wirklichkeit hinter den Masken hervor. Die Fratze ist die Kehrseite des Lebens, doch ohne das Leben ist die Fratze eben nicht denkbar.

In Düsseldorf soll es bei der Karneval-Wiederholung auch ein paar neue Mottowagen geben. Vielleicht ja auch zum Unwetter. Ein Sturm lässt sich nicht abwenden, aber man kann ihn verlachen - nicht wirklich, aber typisch närrisch.

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(RP)
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