Gott Und Die Welt Neben Sankt Peter heißt es "Habemus Pizza"

Ein neuer Papst ist für viele Römer eine Herausforderung – für die vatikanische Buchhandlung, die Devotionalienhändler und die Pizzeria gleich neben Sankt Peter.

Ein neuer Papst ist für viele Römer eine Herausforderung — für die vatikanische Buchhandlung, die Devotionalienhändler und die Pizzeria gleich neben Sankt Peter.

Wer dieser Tage in Rom weilt und allzu lange am Frühstückstisch verweilt, ist definitiv zur falschen Zeit am falschen Ort. So ähnlich kann es einem aber auch in der vatikanischen Buchhandlung gleich am Petersplatz vorkommen, die alle Werke Benedikts XVI. so opulent und plakativ präsentiert, als wäre in den zurückliegenden drei Wochen ein paar Meter weiter rein gar nichts passiert. Wenn man dann nach einem Buch aus der Feder von Kardinal Jorge Mario Bergoglio fragt, wird das keineswegs entschuldigend verneint, sondern beinahe herzlich verlacht.

Nach der Zeit des leeren Petri-Stuhls im Vatikan folgt außerhalb des Vatikans die Zeit der leeren Devotionalien-Regale. Natürlich mangelt es an Ware nicht, doch was in diesen Tagen angeboten wird, dokumentiert vor allem die Vergangenheit. Also reichlich Benedikt auf den kitschig-bunten Postkarten für die Lieben daheim, aber immer noch etwas mehr: Johannes Paul II.

Auf dem Petersplatz hingegen stehen die Zeichen eindeutig auf Zukunft — und die ist erst einmal absehbar: Am kommenden Dienstag wird der Einführungsgottesdienst gefeiert, und bis dahin schnurrt der Vatikan-Betrieb reibungslos. Nur gelegentlich wird die zelebrierte Ruhe ein wenig gestört, etwa von der jungen Argentinierin, die glückstrunken quer über den weiten Platz läuft. Und ihr Gesicht strahlt stärker, als es die Inka-Sonne auf der Nationalfahne ihres Landes (in die sie sich wie eine Olympiasiegerin gehüllt hat) je vermag.

Ein bisschen verstaubt erschien an den Tagen nach der Wahl lediglich die Ausgabe des "Osservatore Romano" zu sein, der Tageszeitung des Apostolischen Stuhls. Aber auch nur deshalb, weil sie mit einer Sonderausgabe schon kurz nach dem Loggia-Auftritt des neuen Papstes erschienen ist. Eine einfach unglaubliche Leistung!

Allerdings hatten sich die Journalisten des Vatikans auf ihr wichtigstes Heimspiel auch formidabel vorbereitet: 115 Titelseiten waren geplant — auf der jeder Konklave-Kardinal vorsichtshalber als neuer Papst gefeiert wurde. Dazu noch Lebensläufe und ein paar redaktionelle Beiträge.

Das heißt freilich auch, dass die übrigen 114 Titelseiten dieser denkwürdigen Ausgabe jetzt nie mehr gedruckt werden — mit den Kardinälen Rainer Maria Woelki, Reinhard Marx, Karl Lehmann oder Joachim Meisner als Päpste!

Darüber ist es jetzt schon Mittag geworden, und weil das Frühstück ein bestenfalls spartanisches war, folgt nun gleich der Gang zum Mittagstisch —mit einem ehrlichen Vino rosso della casa und einer Caprese vielleicht, und natürlich in jenem gastronomischen Betrieb gleich neben Sankt Peter, der sich einen fast ewigen Namen gegeben hat: "Habemus Pizza."

(RP/felt/das)
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