Kolumne: „Gott und die Welt“ Die Welt im Konfettiregen

Der Karneval ist ein kunterbuntes Abbild unseres Lebens.

Kolumne: Gott und die Welt
Foto: grafik

Wenn der Karneval ein Sinnbild oder grelles Abbild des Lebens sein soll, dann ist der Konfetti-Regen sein Medium: mit den tausend bunten Schnipseln, die durch die Luft wirbeln und am Ende nie ein Bild ergeben. Mosaiksteine fügen sich immer zu einem Ganzen, im Konfettiregen teilt sich das Ganze in Vielerlei.

Bunt geht es zu, manchmal anarchisch. Und was aus diesem Konfettiregen alles auftaucht! Das Kind als Prinzessin, das gar nicht so genau weiß, was eine Prinzessin überhaupt ist und in den Augen der anderen so viel Zuspruch erfährt. Die freche Möhne mit dem Kopfschmuck noch von ihrer Mutter. Der alte Mann mit seinem kleinen Hut schräg auf dem Kopf, der sein Lebensalter nach Karnevalsessionen bemisst und dem Wandel der Zeit mit seinen fröhlichen Erinnerungen an damals trotzt. Und der junge Syrer am Straßenrand mit seinen ersten deutschen Freunden, der zu spüren beginnt, dass dieses Land doch mehr und ganz anders ist als die immer gleichen Attribute wie reich und sicher, sauber und ordentlich.

Der Karneval verwandelt die Menschen nicht. Aber er entlockt ihnen manchmal mitten im wirbelnden Konfettiregen einen anderen Blick auf das, was wir das Leben nennen und von dem wir mitunter leichtfertig glauben, es sei immer so. Auch darum ist der Karneval nicht nur lustig. Nie werde ich den einsamen Clown in einer dieser gesichtslosen Nebenstraßen vergessen. Schon auf seinem Heimweg und sehr bei sich. Vielleicht ein wenig angetrunken, auf jeden Fall müde. Benommen noch vom Lärm der anderen. Glücklich vielleicht. Die Welt im taumelnden Konfettiregen. Wenn alles vorbei zu sein scheint, beginnen wir mit dem Aufräumen. Wer aber den Bürgersteig fegt, merkt, wie widerspenstig dann das Konfetti ist.

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