Gott und die Welt Von der Schönheit des Herbstes

Düsseldorf · Die dritte Jahreszeit ist nicht etwa der Anfang vom Ende - der Herbst ist Teil eines tröstlichen Kreislaufs. Ohne ihn würde der Sinn im Ganzen fehlen. So, wie der Glaube an die Auferstehung im Christentum.

 Der Herbst in seiner vollen Pracht: leichter Nebel und die ersten Sonnenstrahlen des Tages. (Symbolbild)

Der Herbst in seiner vollen Pracht: leichter Nebel und die ersten Sonnenstrahlen des Tages. (Symbolbild)

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Am 1. September war meteorologischer Herbstanfang. Gerade haben wir noch über die Hitze gestöhnt, die Trockenheit beklagt und über die Wespenplage gewettert – doch bald wird sich die Welt fast über Nacht verwandeln. Die Luft riecht bald schon etwas herbstlich, die ersten Blätter werden gelb, die Sonnenstrahlen kostbarer. Das Ende des Sommers lässt uns die Jahreszeiten auf besondere Art erfahren.

Im Frühling ruft alles nach Aufbruch, der Sommer ist das Leben pur – aber der Herbst und erst recht der Winter? Das riecht schwer nach Abbau, atmet den allmählichen Verfall, wird zum Ausdruck der Schattenseite unserer Existenz. Passend dazu gibt es in unserer Sprache Ausdrücke wie den „Herbst des Lebens“ (als würde man auf eine Art Zielgerade einbiegen) oder auch „überwintern“, als müsse man die dunkleren Jahreszeiten irgendwie überstehen. Für mich sind Herbst und Winter keine trüben Jahreszeiten, erst recht keine Vorboten für irgendein Ende. Die Jahreszeiten sind ein Kreislauf, keine voneinander getrennten Abschnitte. Ohne Sommer gäbe es keinen Herbst, und ohne den Herbst keinen Winter und Frühling. Das sind vielleicht Banalitäten, aber sich diese dennoch vor Augen zu führen, hilft, auch die bevorstehende Dunkelheit und Kälte zu akzeptieren und zu schätzen, und auch darin einen Wert, manchmal eine Hilfe zu sehen.

Kreisläufe sind tröstlich, sie schließen alles und alle mit ein. Nichts ist isoliert, alles ist aufeinander angewiesen und ergibt erst im Ganzen einen Sinn. Im Christentum spielt dies eine zentrale Rolle: im Glauben an die Auferstehung. Wie sie konkret zu verstehen ist, muss sich zwar unserer Vorstellung entziehen. Doch ist der Glaube an die Auferstehung mehr als nur ein Trost. Er ist die Botschaft an die Lebenden, dass es nicht das sogenannte letzte Wort gibt. Wie auch im Herbst die Natur nicht stirbt, sondern sich wandelt und erneut zum Leben erwachen wird.

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