Kolumne Gott und die Welt Mehr als nur eine Meinung

Düsseldorf · Echte Überzeugungen haben einen Wert – gerade in Krisenzeiten. Und genau deshalb, weil dies auch Verantwortung bedeutet, sollte jeder seine persönlichen Überzeugungen stets prüfen.

  „Hass ist krass, Liebe ist krasser“ steht bei der Abschlusskundgebung der Demonstration gegen Rassismus und Rechtsruck mit dem Motto «Unteilbar» vor der Berliner Siegessäule auf einem Schild.

„Hass ist krass, Liebe ist krasser“ steht bei der Abschlusskundgebung der Demonstration gegen Rassismus und Rechtsruck mit dem Motto «Unteilbar» vor der Berliner Siegessäule auf einem Schild.

Foto: dpa/Christoph Soeder

Wir alle haben unsere Überzeugungen. Was auch sonst? Wir können gar nicht anders durchs Leben gehen als mit bestimmten Bildern, die wir im Großen und Kleinen von der Welt haben. Dazu gehören unsere politischen Meinungen, unsere Vorstellungen vom wahren Leben und von der richtigen Partnerschaft, dazu gehört auch unser soziales Verhalten in Krisenzeiten wie der aktuellen.

Wer über das Wort „Überzeugung“ nachdenkt, stolpert über den „Zeugen“ mittendrin. Zeuge wovon? Zeuge für was? Diese Zeugenschaft gibt dem Wort plötzlich eine gewisse Schwere und der Hinweis: Überzeugung ist mehr als nur eine Meinung für dies oder jenes, weil Überzeugung immer auch etwas mit Verantwortung zu tun hat. Ich sage also nicht einfach etwas so dahin, sondern stehe für das ein, was ich sage, was ich vertrete und auch lebe. Und manchmal versucht man dann, auch andere von seiner Einstellung zu überzeugen. Die Überzeugung hat viel mit uns und unserer Lebensgeschichte zu tun, sie ist gereift durch Erfahrung.

Zuletzt sind viele Ansichten darüber unversöhnlich aufeinandergeprallt, wie wir uns in Corona-Zeiten angemessen und verantwortlich verhalten sollen. Dabei geht es zu oft nicht nur um die Sache. Einer der Beweggründe ist die Befriedigung, im vermeintlichen Recht zu sein. Im Getümmel der vielen Meinungen aber täten uns gelegentlich mehr Überzeugungen gut. Die wiegen zwar schwerer, sind aber eine Chance, den jeweiligen Menschen zu erkennen, besser zu verstehen – und auch sich selbst genauer befragen zu können.

Das ist die schwerste aller „Übungen“: sich selbst und seine Anschauungen gelegentlich zu überprüfen, wenigstens zu bedenken.

Weil auch das zu unseren Überzeugungen gehört, dass in ihnen Irrwege eingeschlossen sein können. Gut ist das zwar nicht, doch weitaus schlechter ist es, diese noch zu pflegen.

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