Gott und die Welt Friedensdemos sind nicht mehr in

Düsseldorf · Haben wir den Glauben daran verloren, dass Proteste gehört und erhört werden?

 Unser Kolumnist Lothar Schröder (Archivfoto).

Unser Kolumnist Lothar Schröder (Archivfoto).

Foto: Endermann

Manchmal sind es kleine Meldungen des Tages, die tiefe Wurzeln in die eigene Vergangenheit schlagen. Wie der Aktionstag der Kirchen heute am Fliegerhorst in Büchel, auf dem noch 20 US-amerikanische Atombomben vermutet werden. Plötzlich stellen sich die Erinnerungen an die eigene Schülerzeit ein, wie wir auf dem Parkplatz des Gemeindehauses für die bevorstehende Demo im Bonner Hofgarten Deeskalationsmaßnahmen übten: Etwaige Randalierer würden wir umkreisen und mit lautstark intonierten Friedensliedern moralisch in die Knie zwingen.

Gottlob kam es dazu nicht: Der Protest damals von Hunderttausenden gegen die Stationierung von Atomwaffen in Deutschland Anfang der 1980er Jahre blieb gewaltlos und unsere tatkräftige Friedensarbeit nur eine Trockenübung. Der Aktionstag jetzt in Büchel weckt die Erinnerung daran, die keineswegs nostalgisch ist, sondern bedrückend. Die Demo in Büchel hat im Sommer 2017 bestenfalls das Zeug zur Randnotiz. Dabei ist die atomare Bedrohung längst nicht vorbei; und friedlich kann man unsere Welt auch nicht nennen. Haben wir etwa den Glauben daran verloren, dass Proteste gehört und vielleicht erhört werden? Und sind wir wirklich davon überzeugt, dass es mit Online-Petitionen getan ist?

Oder haben wir uns vielleicht an den Frieden wenigstens hierzulande zu sehr gewöhnt, der allenfalls mit Flüchtlingen aus den Kriegsgebieten der Welt gestört wird? Der evangelische Präses Manfred Rekowski hat mit Blick auf Büchel den Theologen Dietrich Bonhoeffer mit diesen großen Worten zitiert: „Es gibt keinen Weg zum Frieden auf dem Weg der Sicherheit.“ Wie viel Wahrheit steckt darin! Frieden ist immer ein Wagnis, weil der, der Frieden will, angreifbar wird. Der Friedvolle ist wehrlos. Der Friedliebende führt nur seine Überzeugung ins Feld, seine Menschenliebe. Doch anders geht es nicht. Vielleicht sind wir alle ja zu ängstlich geworden.

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