Kolumne: Gesellschaftskunde Falsche Glaubenssätze erkennen

Düsseldorf · Es gibt Vorstellungen, die tief in Menschen lagern. So tief, dass sie kaum zu Bewusstsein kommen.

Kolumne: Gesellschaftskunde: Falsche Glaubenssätze erkennen
Foto: Krings

Dennoch sind diese Vorstellungen wirksam, denn wie eine dumpfe Sprache hallen sie im Inneren nach, soufflieren dem Einzelnen, wie er sich zu sehen hat: Du hast keine Ausdauer. Du hast es noch nie auf Anhieb gepackt. Du bist nicht schön genug. Das sind solche Vorstellungen, die Menschen unbewusst Grenzen setzen, sie dazu bringen, sich selbst in falsche Schablonen zu zwängen und entsprechend zu handeln. Sie erfüllen die Erwartungen, die sie in sich tragen, ohne dass ihnen das bewusst würde.

Auch "Ich hab keine Zeit" kann so eine Idee sein, die zum Teil des Selbstbildes wird und Menschen antreibt. Sie halten die Hetze für ihr Schicksal, für einen Teil ihrer Persönlichkeit und kommen gar nicht mehr zu Ruhe. Haben sie wider Erwarten doch mal Zeit, spüren sie das gar nicht, sondern stürzen sich in die nächste Aktivität, um ihr Selbstbild zu erfüllen.

Man nennt solche Gedanken Glaubenssätze - verinnerlichte Selbstbeschreibungen, die Menschen oft von Kindheit an begleiten. Man hat ihnen dann schon im frühen Alter gesagt, dass sie diese oder jene Eigenschaft besitzen, diesem oder jenem Familienmitglied ähnlich sind, diese oder jene Erwartung nicht erfüllen.

Solche Beschreibungen sind schnell dahingesagt, die Erwachsenen bedenken deren Wirkung kaum. Doch solche Glaubenssätze, vor allem die negativen, können dazu führen, dass Leute sich im späteren Leben wenig zutrauen, obwohl sie tüchtig sind. Oder wenig Mut und Antrieb haben, Dinge auszuprobieren. Sie nehmen für sich nicht in Anspruch, überraschende Fähigkeiten zu entdecken, eigene Formen von Kreativität auszubilden. Sie wissen ja schon, "wie sie sind" und was sie im Leben schaffen können.

Eine Vorstellung von sich selbst in seinem Inneren zu tragen, gehört zum menschlichen Dasein. Das Ich-Bewusstsein macht den Menschen aus. Doch sollte sich diese Vorstellung allmählich entwickeln. Und sie sollte sich aus dem eigenem Erleben ergeben, aus Erfahrungen, die man im Leben sammelt, guten wie schlechten. Und nicht aus Einflüsterungen.

Natürlich muss man auch seine Grenzen erkennen lernen, sonst gerät ein Leben in die Überforderung. Doch lohnt es beizeiten, sich der eigenen Glaubenssätze bewusst zu werden, sich selbst kritisch zu fragen, warum man gewisse Dinge nicht für möglich hält. Dafür kann es gute Gründe geben. Oft genug halten sie echter Selbstbefragung nicht stand.

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserer Autorin: kolumne@rheinische-post.de

(dok)
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