Kolumne Frauensache Frauenquote - Eisbrecher für verkrustete Strukturen

Berlin · Warum lehnen so viele Männer eine Teilzeitstelle ab? Grund dürfte das schlechte Image sein. Viele befürchten einen Karrierebruch. Eine Frauenquote könnte das allerdings ändern.

Frauenquote, geteilte Hausarbeit, Väterzeit — den Männern reicht es. Fast zwei Drittel von ihnen finden, es sei jetzt genug mit der Gleichberechtigung, so eine Studie des Allensbach Instituts. Die Männer sind genervt, fühlen sich womöglich bedroht. Oder mit dem Klassiker der Umweltschutzbewegung gesprochen: "Erst wenn der letzte Aufsichtsrat verquotet, das letzte generische Maskulinum vernichtet, die letzte Elternzeit vermännlicht ist, werdet ihr merken, dass man Gleichberechtigung nicht erzwingen kann."

Die fortschreitende Emanzipation hat auch die Anforderungen an den Mann fortschreiten lassen. Mehr noch: Die Auflösung der traditionellen Geschlechterrollen hat zu einer widersprüchlichen weiblichen Erwartungshaltung geführt. So wünschen sich einerseits 66 Prozent der Frauen, dass Männer viele Aufgaben im Haushalt und der Familie übernehmen, andererseits wollen mehr als 50 Prozent einen beruflich erfolgreichen Mann an ihrer Seite.

Nun kann man sagen, dass ja auch das moderne Frauenbild — Karriere und Kind — in dieser Einerseits-andererseits-Anforderung gefangen ist. Warum also Männern weniger abverlangen? Hier liegt das große Missverständnis der Gleichberechtigung. Denn Gleichberechtigung heißt eben nicht, beide Geschlechter gleichermaßen zu überfordern. Gleichberechtigung funktioniert weder über die Tilgung des Männlichen im Manne, noch über eine Weiblichkeit, die sich als Schablone des Maskulinen versteht.

Nicht die Geschlechter müssen sich ändern, sondern die Verhältnisse — vor allem die in der Berufswelt. Auch das zeigt die Allensbach-Studie: So lehnen beispielsweise mehr als 60 Prozent der Männer Teilzeitarbeit ab. Das hat wohl weniger damit zu tun, dass sie versessen darauf sind, den Großteil ihrer Lebenszeit am Arbeitsplatz zu verbringen, als vielmehr mit dem gesellschaftlichen Image. Teilzeitarbeit ist mit dem Malus des Karrierebruchs versehen. Frauen, die Kinder bekommen und nebenbei noch ein bisschen berufstätig sein wollen oder müssen, haben Teilzeitjobs.

Aber doch nicht ganze Kerle, die Karriere machen wollen oder müssen. Teilzeitarbeit gilt als letzte Wahl, nicht als bewusste Entscheidung. Das könnte eine Frauenquote ändern, wenn sie nicht als Männerverdrängungsinstrument, sondern als Eisbrecher für verkrustete Arbeitsstrukturen genutzt wird. Mehr Frauen in Führungspositionen würde die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zwangsläufig zur Chefsache machen. Und Teilzeitarbeit wäre kein Karrierekiller mehr, sondern eine Chance — für Mütter und für Väter.

(RP)
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