Kolumne: Frauensache Die Rache der ehemaligen First Ladys

Wir in Deutschland kennen das Genre ebenfalls: Vor fast zwei Jahren erschien "Jenseits des Protokolls", der Aufarbeitungsversuch von Bettina Wulff über den Rücktritt ihres Mannes und ihre Rolle als Frau an seiner Seite.

Auf dem Enthüllungsbüchermarkt setzt sich ein neues Genre durch: Die frustrierte Politikergattin wird zur Mata Hari ihrer Liebesbeziehung und gibt dem Leser Einblick hinter die Fassade der Mächtigen. Ehemalige First Ladys mutieren zu Petzen, die als Autorin ihre Männer öffentlich demütigen, in der Hoffnung so die Deutungshoheit über ihr eigenes Leben zurückzugewinnen. Jüngstes Beispiel hierfür ist das Werk von Valérie Trierweiler, der ehemaligen Lebensgefährtin des französischen Präsidenten François Hollande - dem Mann, der des nachts mit Motorroller durch die Straßen von Paris zum Schäferstündchen gurkte.

Wir in Deutschland kennen das First-Lady-Buch-Genre ebenfalls: vor fast zwei Jahren erschien "Jenseits des Protokolls", der Aufarbeitungsversuch von Bettina Wulff über den Rücktritt ihres Mannes und ihre Rolle als Frau an seiner Seite. Das Buch ist von fast schon entwaffnender Schlichtheit. Das erste Kapitel trägt die Überschrift "Die Männer": Der Leser erfährt, dass sie bei Männern kein festes Beuteschema hat, dass ihre erste Liebe Tom hieß ("Ich war 16, Tom 24. Er war Rettungsschwimmer auf Sylt.") und dass sie mit dem Mann danach, Torsten, im siebten Himmel schwebte.

Banal und harmlos im Vergleich zu Valérie Trierweiler, in deren Buch es zur Sache geht - abgründig, brachial, süffisant. Trierweiler erzählt wie sie entdeckt, dass ihr Mann fremd geht, wie sie ihn zur Rede stellt und dann zu einem Beutel mit Schlaftabletten greift, weil sie den Sturm fürchtet, "der über mich fegen wird, ich will die folgenden Stunden nicht erleben. Ich verliere das Bewusstsein..." Den Präsidenten beschreibt sie als Macho, der die gehobene Gesellschaft schätzt und die Armen verachtet. Hollande ist Sozialist und einst angetreten, um Frankreich sozial gerechter zu machen. Glaubt man Trierweiler, dann hat er nicht nur sie betrogen, sondern auch sein Volk.

Schon vor Jahrzehnten als Staatsoberhäupter noch Ruck-Reden hielten und Kanzler Mauern zu Fall brachten, schrieben Ehefrauen von Staatsoberhäuptern und Kanzlern Bücher - Kochbücher. Hannelore Kohl gab die "Kulinarische Reise durch deutsche Lande" heraus, Bundespräsidenten-Gattin Christiane Herzog veröffentlichte "Zu Gast bei Christiane Herzog - meine ganz persönlichen Rezepte". Klischee, mag da nun manche Feministin schreien - der Mann regiert die Welt, die Frau lediglich am Herd. Ich allerdings finde persönliche Kochrezepte um einiges gehaltvoller als persönliche Abrechnungen.

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(RP)
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