Kolumne: Mit Verlaub! Europa braucht Herz und Verstand

Düsseldorf · Eine große Idee benötigt auch eine große, mitreißende Erzählung.

 Am 26. Mai wählen die Bürger der EU ihr Parlament.

Am 26. Mai wählen die Bürger der EU ihr Parlament.

Foto: obs/SWR - Südwestrundfunk

Im Buch der Bücher heißt es: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.“ Deshalb wissen politische Führungspersönlichkeiten, die keine bloßen Sachwalter des Alltäglichen sein wollen: Eine große Sache, die nicht nur für die nächste Wahl, sondern auch für die nächsten Generationen bedeutend ist, bedarf der mitreißenden Erzählung.

Wer außer Nationalisten würde bestreiten, dass Europa eine solche Angelegenheit mit Zukunft ist. Unserem wunderbaren Kontinent die wissenschaftliche, kulturelle, wirtschaftliche Geltung zu verschaffen, die wir Europäer verdienen und nicht verspielen dürfen, erfordert politischen Verstand, aber ebenso viel Herz. Bei einem Besuch des ehemals EU-skeptischen bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber in München mokierte sich der Bayer über den Herzens- und Verstandes-Europäer Helmut Kohl, der „beinahe feuchte Augen“ bekomme, wenn er das Wort Europa ausspreche. Stoiber ist bekehrt. So wie sein politischer Lehrmeister Franz Josef Strauß würde auch er heute dessen berühmten Dreisatz nachsprechen: „Bayern ist unsere Heimat. Deutschland ist unser Vaterland. Europa ist unsere Zukunft.“

Anfang Mai hatte NRW-Minister Stephan Holthoff-Pförtner in dieser Zeitung in einem schönen und eindringlichen Gastbeitrag offenbart, was für eine fantastisch große Idee die Schaffung eines vereinten Europas ist; und welche weitsichtigen politischen Führungspersönlichkeiten ihre Hände nicht von der Wiege nahmen, um dem Zögling Europa Schutz zu geben und beim Aufwachsen mit Verstand und Herz zu helfen. Als neulich eine kurze Debatte über die deutsche Nationalhymne geführt wurde, habe ich vermisst, dass jemand die Frage stellte, ob das nicht die Europahymne mit Großmeister Beethovens unsterblicher Melodie sein könnte.

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