Berliner Republik Putin und Merkel - ziemlich schlechte Freunde

Wladimir Putin und Angela Merkel eröffnen Ende der Woche die Hannover Messe. Merkels Freude dürfte sich in Grenzen halten. Kaum einem Staatschef vertraut sie so wenig. Mehr Zeit verbringt Putin in Hannover ohnehin mit seinem SPD-Kumpel, Altkanzler Gerhard Schröder.

Dezember 2012: Putin gibt internationale Pressekonferenz
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Zwei Fragen an Merkel. Zwei Fragen an Putin. So war es ausgemacht. Ende November im Kreml, als die Bundeskanzlerin und der russische Präsident den Mitgliedern des Petersburger Dialogs, jenes aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft besetzten Diskussionsforums zur Verbesserung der deutsch-russischen Beziehungen, für Fragen zur Verfügung stehen sollten. Am Ende der Pressekonferenz hatte Merkel fünf kritische Fragen beantwortet, Putin keine.

Wieder einmal hatte der Präsident die Kanzlerin gelinkt. Machtspiele sind Putins Marotte. Als der ehemalige KGB-Agent die frisch gewählte Bundeskanzlerin Angela Merkel 2006 zum ersten Mal traf, schenkte er ihr einen Stoffhund. Bei einem späteren Treffen lag Putins Labradorhündin "Koni" direkt vor Merkels Füßen. Die Kanzlerin mag Hunde bekanntlich nicht besonders, seit sie als Kind gebissen wurde. Putin wusste das.

Nach seiner Wiederwahl im vergangenen Jahr kam Putin zum Antrittsbesuch nach Berlin mit 90-minütiger Verspätung. Er hatte noch einen Zwischenstopp bei Weißrusslands Diktator Lukaschenko gemacht. Ein Affront gegenüber der deutschen Regierungschefin.

Putin und Merkel — das passt so gut zusammen wie Wodka mit Milch. Am Sonntag dürfte das fröstelnde Miteinander erneut sichtbar werden. Putin will die weltgrößte Industriemesse nutzen, um sein Riesenreich als Wirtschaftsmacht darzustellen. Merkel will das rüde Vorgehen der russischen Justiz gegen die Konrad-Adenauer-Stiftung ansprechen. Dass ausgerechnet der Ex-Spion im Kreml demokratische Organisationen wie die CDU-Stiftung in die Ecke dubioser Geheimdienste rücken lässt, findet Merkel ungehörig. Im Kanzleramt hat man es aber aufgegeben, aus dem Alphatier-Autokraten, der Demonstrationen als Angriff gegen die staatliche Ordnung interpretiert, einen lupenreinen Demokraten zu machen.

Das zeigt auch eine neue Personalie der CDU-Chefin. Ausgerechnet die politisch früh gescheiterte Claudia Nolte, einst Helmut Kohls Familienministerin, soll künftig das wichtige Büro der Adenauer-Stiftung in Moskau leiten. "Kohls Mädchen", berühmt geworden durch die Blümchenbluse, soll den Machomann Putin zähmen. Eine putzige Vorstellung. Oder ist das Merkels Rache für den Stoffhund?

Wladimir Putin will sich seinen Deutschland-Besuch aber sowieso nicht von Merkel vermiesen lassen. Am Samstagabend ist angeblich ein echter Männerabend geplant. Putins Gazprom-Geschäftspartner, Altkanzler Gerhard Schröder (SPD), feiert in kleiner Runde seinen 69. Geburtstag. Und Putin ist eingeladen.

(brö)
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