Kolumne „Berliner Republik“ Das Schisma der CDU

Düsseldorf · Die innerparteiliche Scharte in der CDU ist tief, könnte aber bald überwunden sein.

 Das Logo der CDU steht an der Eingangstür an der Wasserstraße in Düsseldorf.

Das Logo der CDU steht an der Eingangstür an der Wasserstraße in Düsseldorf.

Foto: dpa/Fabian Strauch

Beim Heiligen Römischen Reich dauerte die Führungskrise 36 Jahre. Seit 925 schlingerte es dahin, ohne gekrönten Kaiser, bis sich Otto I. mit seinem Sieg über die Magyaren 955 empfahl und 961 von Papst Johannes XII. gekrönt wurde.
Natürlich ist Angela Merkel nicht Karl der Große, und die CDU ist nicht das Heilige Römische Reich. Dennoch ist absehbar, dass mit dem erfolglos zu Ende gehenden Intermezzo Annegret Kramp-Karrenbauers das Führungsvakuum und die Sinnkrise der Christdemokraten schon überwunden sein könnte. Zu besichtigen ist nun die tiefe Scharte, die sich ausdehnt zwischen dem, was man die Merz-CDU nennen kann, und einer Polenz-CDU, benannt nach einem glücklosen Generalsekretär, der in Zeiten der sozialen Medien zu einer späten Blüte gefunden hat. Das Schisma der CDU gründet mindestens so tief wie jenes der SPD nach den Schröder-Jahren.

Die Entsprechung von Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans bei der CDU heißt Friedrich Merz. Könnten die Mitglieder wie jene der SPD über den nächsten Vorsitzenden mehr oder minder direkt entscheiden, wäre der Sieg mit einiger Sicherheit seiner. Aber so läuft es nicht bei der CDU. Deshalb hat sich der je nach Gusto als gewieft oder verschlagen angesehene Armin Laschet das Two-in-One-Prinzip entwickelt. Laschet ist zum einen in einen dosiert Merkel-kritischen Modus übergegangen, zum andern hat er sich in Jens Spahn einen Beifahrer ausgesucht, der die junge Version einer Sehnsucht nach mehr Konservatismus in der CDU verkörpert. „Take two get one for free“, preisen in Großbritannien die Supermärkte und Buchhandlungen ihre Produkte an. Das wendet Laschet an. Zusammengenommen macht all das seine Konkurrenten chancenlos.

Christoph Schwennicke ist Chefredakteur des „Cicero“ und schreibt regelmäßig an dieser Stelle. Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de

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