Kolumne Berliner Repbublik Die Rückkehr der Debattenkultur

Berlin · Für das Überleben der Volksparteien ist die Unterscheidbarkeit zwingend.

Kolumne Berliner Repbublik: Die Rückkehr der Debattenkultur
Foto: Quadbeck

Es gibt Clubs, in denen Menschen das Debattieren wie eine Sportart betreiben: eine Pro-Mannschaft, eine Contra-Mannschaft, eine Jury, Sieg und Niederlage. So wie der sportliche Wettkampf die körperliche Fitness als willkommenen Nebeneffekt hat, hält das Debattieren den Geist in Form.

In der politischen Auseinandersetzung sind die geschliffen geführten Kontroversen aus der Mode gekommen. Dabei gibt es genug Themen, über die es sich zu streiten lohnt. Auf der politischen Ebene geht es in der öffentlichen Auseinandersetzung aber oft eher um Parteitaktik, um Sachzwänge, um Tauschgeschäfte und um Rücksichtnahme als um die Sache selbst. In den sozialen Netzwerken wird mehr polemisiert und gepöbelt, als dass scharfe und geistreiche Argumente eine Haltung stützen.

Wir brauchen eine Rückkehr der Debattenkultur. Die Vertreter der Parteien der demokratischen Mitte sollten mehr Mut haben, einfach Klartext zu reden. Die besten politischen Konzepte bekommt man, wenn man Argumente für und wider wägt, nicht, wenn man jede Kontroverse mit zusätzlichen Finanzmitteln zu übertünchen sucht. Pragmatismus kann man immer noch an den Tag legen, wenn man die Vorschläge mal argumentativ durchleuchtet hat.

Union und SPD haben sich ja fest vorgenommen, dass sie in dieser Regierungskoalition jeweils beide ihr Profil schärfen wollen. Gut so. Doch dabei reicht es nicht, sich laut und öffentlich über die letzten Details beim Teilzeitgesetz zu streiten. In solchen Diskussionen verlieren die Bürger ohnehin den Anschluss, was das eigentlich konkret für ihr Leben bedeutet. Vielmehr müssen die Vertreter der Volksparteien, wenn sie ihre Spezies am Leben halten wollen, ihre Unterscheidbarkeit in größeren Zusammenhängen herausarbeiten. Die bürokratischen Details für die Rückkehr von einer Teilzeit- auf eine Vollzeitstelle sind da eher ungeeignet.

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserer Autorin: kolumne@rheinische-post.de

(qua)
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