Berliner Republik Die Angst der CDU vor dem Erfolg der CSU

Ein Erdrutschsieg der CSU bei der Landtagswahl könnte für die Kanzlerin gefährlich werden. Müde Wahlkämpfer und bettelnde FDP-Kandidaten könnten den Erfolg gefährden.

Der Superlativ gehört zum Selbstverständnis der bayerischen Freistaatspartei CSU. Rekord-Wirtschaftswachstum. Rekord-Steuereinnahmen. Rekord-Patentanmeldungen. Rekord-Schulen. Undsoweiter. Bayern, so posaunt es die CSU gerne in die Welt, ist das wahre Musterländle. Und Bayern, das ist die CSU. So sehen es die Christsozialen. Erkennbar schon am Parteilogo, in das frech Teile des bayerischen Staatswappens hineinkopiert wurden.

Aber es stimmt ja auch. Die CSU ist Bayerns Macht. Seit 1957 regiert sie in diesem "katholischen, bäuerlichen Land am Rande der Alpen" ("Spiegel"-Gründer Rudolf Augstein) ununterbrochen. Errechnet man den Durchschnitt aller bisherigen 17 Bundestagswahlen, dann kommt die CSU auf ein Ergebnis von 52,2 Prozent. Auch das ein Rekord.

Nun kann die CSU laut einer aktuellen — von ihr selbst in Auftrag gegebenen — Umfrage bei der Landtagswahl wieder die absolute Mehrheit erreichen. CSU-Ministerpräsident Horst Seehofer wäre seinen Koalitionspartner FDP los, und könnte wieder munter schalten und walten.

Der bayerische Löwe stark wie nie? Die Freude bei der CDU in Berlin dürfte sich nicht nur angesichts der Vorstellung eines (noch) selbstbewussteren Horst Seehofer in Grenzen halten. Wichtiger: Ein Erdrutschsieg der CSU könnte die Unions-Wahlkämpfer im Bund asymmetrisch demobilisieren. Nach dem Motto "Jetzt klappt die Wahl im Bund von alleine" könnten sich die christsozialen Basistruppen ein paar Tage Ruhe gönnen und den Bundes-Wahlkampf den CDU-Kollegen überlassen. Das wiederum könnte Merkels Kanzlerschaft gefährden.

Denn die inoffizielle Formel lautet: In Bayern muss die CSU knapp 50 Prozent holen, wenn die Union im Bund gewinnen will. Beim rot-grünen Wahlerfolg 1998 kam die CSU nur auf 48 Prozent. 2005, bei Merkels hauchdünnem Wahlerfolg, waren es 49 Prozent.

Hinzu könnte ein Erdrutschsieg der CSU im Land eine Woche später im Bund einen FDP-Solidarisierungseffekt erzeugen. Wenn die Liberalen den Einzug in den Landtag verpassen, könnten bürgerliche Wähler bei der Bundestagswahl ähnlich wie in Niedersachsen eine inoffizielle Rettet-die-FDP-Kampagne anführen. In Hannover erreichten die im Frühjahr für tot erklärten Liberalen dank der CDU-Leihstimmen fast zehn Prozent. Gereicht hat es für Schwarz-Gelb dennoch nicht.

Das soll sich nicht wiederholen. Heißt: Angela Merkel gönnt den bayerischen Freunden bei der Wahl in eineinhalb Wochen einen Sieg. Aber eben nur einen kleinen.

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(brö)
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