Berliner Republik Die Machtfrage der Grünen

Die Grünen müssen ernsthaft über eine Kanzlerkandidatur nachdenken. Annalena Baerbock ist in der K-Frage die erste Wahl für die Partei. Aber noch wird geschwiegen.

 Die beiden Parteichefs der Grünen: Annalena Baerbock und Robert Habeck. (Archiv).

Die beiden Parteichefs der Grünen: Annalena Baerbock und Robert Habeck. (Archiv).

Foto: dpa/Kay Nietfeld

In den Debatten, wer in welcher Partei bei der Bundestagswahl 2021 als Kanzler- oder Spitzenkandidat antritt, scheinen die Grünen eine Tarnkappe zu besitzen. Während diese Frage bei Union und SPD ständig Gegenstand öffentlicher Erörterungen ist, gelingt es den Grünen, sich hübsch rauszuhalten. Sie sagen noch nicht einmal, ob sie überhaupt einen Kanzlerkandidaten aufstellen werden. Dabei ist das sonnenklar: Eine Partei, die in den Umfragen stabil zwischen Union und SPD liegt, muss schon aus Selbstachtung auch einen Kanzlerkandidaten präsentieren.

Bei den Grünen kommen dafür die beiden Parteichefs, Annalena Baerbock und Robert Habeck, infrage. Selten waren Parteichefs bei den Grünen so beliebt. Noch nie haben sie so harmonisch zusammengearbeitet wie dieses Führungsduo. Werden sie also auch die harte Nuss gemeinsam knacken, wer aus der gleichberechtigten Beziehung antritt, ganz Deutschland zu führen?

Habeck ist der bekanntere und der beliebtere Politiker. Er besitzt Charisma und kann schöne Sprachbilder malen. Seine Schwächen liegen genau dort, wo Baerbock ihre Stärken hat: Er ist in politischen Details nicht immer sattelfest. Wenn er harten Gegenwind bekommt, wirkt er schnell dünnhäutig. Baerbock hingegen lässt sich inhaltlich kein X für ein U vormachen und ist äußerst nervenstark. Dem Druck eines Wahlkampfs in der Rolle der Kanzlerkandidatin wäre sie wahrscheinlich mehr gewachsen als Habeck. Für sie spricht auch, dass sie zwischen mutmaßlich Olaf Scholz und voraussichtlich Markus Söder oder Armin Laschet sich als jüngere Frau präsentieren könnte – als frisches, neues, auf die Zukunft gerichtetes Politikangebot. Funktionieren wird dies aber nur, wenn die Corona-Krise ausgestanden und die Rückkehr ins normale Leben vollzogen ist.

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