Kolumne: Total Digital Aubergine mit Schokolade

Düsseldorf · Kommunizieren heißt: Emojis verwenden. Doch wofür stehen die Symbole?

 Hajo Schumacher Strichzeichnung

Hajo Schumacher Strichzeichnung

Foto: Phil Ninh

Neulich wollte ich die Kinder zum Essen einladen. In einem Anfall heiterer Kreativität postete ich in der Whatsapp-Gruppe „Familie“ eine Tomate, eine Aubergine, einen Salatkopf, eine Brezel, einen Schweinerüssel und drei Bier, dazu die Worte: „So, wann, wo?“. Die Botschaft: ironisch mit Gemüse antäuschen, Schnitzel und Bier als Lockstoff, am Sonntag, welches Restaurant, welche Uhrzeit? Die Antworten waren nicht so eindeutig. Der Große antwortete „W?T?F?“, was meines Wissens Missfallen bekundet. Der Kleine schrieb „picnic“, was mich ratlos machte. Und die Gattin postete „LdL“. Im Gespräch bieten Tonfall, Gestik, Lautstärke viele Nuancen. Ein Whatsapp-Post hat nur kalte Buchstaben, weswegen Symbole für Zwischentöne und Gefühle sorgen sollen. Aber: Zusammengepresste Handflächen können „Danke“ oder „Bitte“ bedeuten. Es soll Menschen geben, die den braunen Haufen für Schokolade halten. Nur bei der Aubergine ist die Botschaft klar: Sie gilt als Phallussymbol, was ich beim Salat-Post noch nicht wusste. Der große Sohn hat mit „W?T?F?“ also offenbar keine Restaurant-Vorschläge „Wiener? Thai? Fisch“ gemacht. Was der Kleine wohl verstanden hat? „Was heißt picnic?“, will ich wissen. „Problem in chair not in computer“ erklärt er. Bleibt die Gattin mit „LdL“. „Land des Lächelns“, erklärt sie, ihr bevorzugtes asiatisches Restaurant. Und jetzt? Ich versuche was Verrücktes und schreibe das Symbol als Wort. An dieser Stelle würde zum Beispiel „An-die-Stirn-tipp-Emoji“ passen. Den Kindern schicke ich „Pizza-Ecken-Emoji“, was sie hoffentlich als Restaurant-Vorschlag verstehen. Der Große antwortet: „Emoji-Ausschreiben – machen Böhmermann und Sonneborn auch.“ Stolz. Endlich gleichauf mit Deutschlands Humor-Elite.

Der Journalist Hajo Schumacher schreibt hier über seine Entdeckungsreise in der digitalen Welt. Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de

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