16 Jahre Ministerpräsident in Rheinland-Pfalz "König Kurt" hält sich auf dem Thron

Mainz (RPO). "König Kurt" kann seinen Thron noch einmal verteidigen. Seit mehr als 16 Jahren regiert SPD-Landeschef Kurt Beck in Rheinland-Pfalz, so lange wie kein anderer seiner Kollegen im Kreise der Ministerpräsidenten. Und nun darf der 62-Jährige wohl tatsächlich noch einmal ran - auch wenn seine SPD-Alleinregierung bei der Wahl am Sonntag nicht ohne Blessuren davon kam.

Aufstieg und Fall des Kurt Beck
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Rund 36 Prozent erzielte die SPD laut Hochrechnungen, knapp 10 Prozentpunkte weniger als bei der Wahl 2006. Doch auch damit lag die Partei, die seit 1991 im Land regiert, knapp vor der CDU von Herausforderin Julia Klöckner. Und anders als Klöckner hat Beck mit den Grünen eine potenten Mehrheitsbeschaffer für eine Regierungskoalition zur Hand. Auch wenn der für einen Sozialdemokraten eher konservative Katholik Beck von den Grünen bislang eigentlich immer wenig gehalten hatte.

1949 im pfälzischen Bad Bergzabern geboren, trat der gelernte Elektromechaniker Beck 1972 in die SPD ein. 1979 wurde der verheiratete Vater eines Sohnes zum erstmals in den Mainzer Landtag gewählt. Dort fiel Beck schnell dem damaligen SPD-Landeschef Rudolf Scharping auf, der ihn förderte. Als Scharping nach der Bundestagswahl 1994 nach Bonn ging, beerbte Beck ihn im Land im Oktober als Ministerpräsident. Bis 2006 regierte er in einer Koalition mit der FDP, seither mit absoluter Mehrheit der Mandate alleine.

Scheitern im Bund

Eine SPD-Alleinregierung zu einer Zeit, in der die SPD ansonsten gerade eine Phase der tiefsten Depression durchmachte: Da fiel nach dem dem gesundheitsbedingten Rücktritt des damaligen SPD-Chefs Matthias Platzeck die Wahl fast schon automatisch auf Beck als Nachfolger. Ein Sonderparteitag wählte ihn im Mai 2006 zum neuen Bundesvorsitzenden der SPD. Doch der Sprung auf eine neue Karrierestufe endete schon bald als Absturz, und Beck erlebte den Tiefpunkt seiner politischen Karriere.

Zunächst hatte es noch so geschienen, als könne Beck mit seinem im Land erprobten pragmatischen und integrierenden Politikstil auch auf der Bundesebene Erfolg haben. So wurde unter ihm endlich die Arbeit am neuen SPD-Grundsatzprogramm erfolgreich beendet. Doch bei seinem Versuch, durch Korrekturen an der Agenda 2010 die SPD mit der Schröder'schen Reformpolitik zu versöhnen, unterschätzte Beck die innerparteilichen Widerstände.

Beck wurde mit Berlin nicht warm - und Berlin nicht mit ihm. Der Pfälzer wurde zunehmend wahrgenommen als Provinzpolitiker, über dessen Frisur und Anzüge man sich mokierte. Die Kritik an ihm verdichtete sich bald zu einem allgemeinen "Der kann es nicht".

Dass diese Kritik zudem vor allem von Heckenschützen aus den eigenen Reihen kam, verletzte Beck tief. Im Streit um die Kanzlerkandidatur, die Beck gar nicht beanspruchte, schmiss er schließlich bei der legendären SPD-Klausur am 7. September 2008 in Schwielowsee die Brocken hin.

Land wieder fest im Sattel

Inzwischen ist die SPD in vielen Fragen längst auf Becks Linie eingeschwenkt, bei der Rente mit 67 etwa, oder bei Hartz IV. In Rheinland-Pfalz war der Berlin-Heimkehrer von den Genossen ohnehin mit offenen Armen empfangen worden. Fast schien es, als hätten seine potenziellen Nachfolger im Kabinett Angst, irgendwann tatsächlich einmal das Ruder übernehmen zu müssen.

Diese Angst ist ihnen nun erst einmal wieder genommen. Denn Beck hatte schon vor der Wahl angekündigt, dass er auf jeden Fall noch einmal für volle fünf Jahre antrete. Die Rente mit 67 gelte künftig schließlich auch für andere Arbeitnehmer, wieso also nicht für ihn, sagte er.

(apd/rm)
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