Charles III. und Camilla zu Besuch Premiere eines Königs am Brandenburger Tor
Berlin · Die Queen war Liebling der Deutschen. Jetzt ist ihr Sohn Charles König von Großbritannien und kommt erstmals in seiner neuen Funktion auf Staatsbesuch. Es ist seine erste Auslandsreise — und er wird in Deutschland herzlich begrüßt.

Die schönsten Momente von Charles und Camilla in Deutschland
Es sind ungewohnte Töne in Berlins Mitte: „God Save the King“, die britische Nationalhymne, erklingt am Mittwochmittag am Brandenburger Tor. Der britische König Charles III. und seine Frau Camilla sind in der deutschen Hauptstadt. Es ist eine doppelte Premiere: Das erste Mal wird ein Staatsgast mit militärischen Ehren am Brandenburger Tor empfangen. Und es ist die erste Auslandsreise des noch ungekrönten britischen Königs. Eigentlich sollte das Königspaar zum Staatsbesuch auch nach Frankreich reisen. Doch aufgrund der Proteste im Land wurde der Besuch dort abgesagt.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbender empfangen das britische Königspaar mitten auf dem Pariser Platz in Berlin. Die deutsche First Lady im roten Ensemble mit Hut und die Königsgemahlin im royalen Blau stehen bei nur zehn Grad auf dem Pariser Platz, während die beiden Staatsoberhäupter etwas weiter vorne den Nationalhymnen lauschen und die Ehrenformation der 180 Bundeswehrsoldaten abschreiten.

Ankunft des britischen Königspaares auf dem BER in Berlin
Danach kommt das Königspaar auf die rund 500 Schaulustigen zu, die zum Brandenburger Tor vorgelassen wurden und die starke Sicherheitskontrollen über sich ergehen lassen mussten. Der König geht rund um den Pariser Platz, schüttelt Hände, bekommt Blumen und Geschenke überreicht. Eine gelbe Kappe flattert hinter das Absperrband, der König selbst bückt sich und gibt sie dem überraschten Besitzer zurück. Ein König zum Anfassen in der Mitte von Berlin, so die Botschaft.
Aber auch In der deutschen Politik ist man stolz über den Besuch. Man empfindet ihn in der Hauptstadt auch als Signal. Denn vor genau sechs Jahren, am 29. März 2017, kündigte die britische Regierung den EU-Austritt offiziell an. Nun lasse man die „Wirren des Brexit“ hinter sich und schaue gemeinsam nach vorn. Die Rede ist von einem „neuen Kapitel“ der Beziehungen. Großbritannien habe zwar die EU verlassen, nicht aber Europa, heißt es aus dem Bundespräsidialamt. Auch der russische Angriffskrieg in der Ukraine habe „die Deutschen, die Briten, die Europäer“ enger zusammengeschweißt.
Der Sicherheitsaufwand während des Staatsbesuchs ist enorm. Schon am frühen Morgen geht rund um den Bundestag nichts mehr. Etwa 900 Beamte bietet die Berliner Polizei am Mittwoch auf. Im Regierungsviertel stehen Gitter für die Termine der Royals im Schloss Bellevue, im Bundeskanzleramt und im Parlament. Das Königspaar selbst wird geschützt von Spezialeinheiten des deutschen Bundeskriminalamts und Leibwächtern aus Großbritannien. Sprengstoff-Spürhunde schnüffeln Orte und Fahrzeuge ab. Das Luxushotel Adlon, wo das Königspaar übernachten soll, ist hermetisch abgeriegelt..
Nach der Begrüßung am Brandenburger Tor geht es für die beiden Paare ins Schloss Bellevue, dort findet ein Empfang mit Experten zu Energiewende und Nachhaltigkeit statt — für Charles seit Jahrzehnten ein Thema, das ihn interessiert. Ein Programmpunkt daher auch: Der König und der Bundespräsident wollen einen Baum im Garten von Schloss Bellevue pflanzen.
Steinmeier dankt im Schloss Bellevue Charles, dass dieser seine allererste Auslandsreise als neuer britischer König nach Deutschland unternimmt. Dies sei „eine großartige persönliche Geste und ein wichtiges Zeichen für die deutsch-britischen Beziehungen“, sagt er. „Heute, auf den Tag genau sechs Jahre, nachdem Großbritannien den Austritt aus der Europäischen Union begann, schlagen wir ein neues Kapitel in unseren Beziehungen auf. Gemeinsam, als Freunde und Partner, schauen wir jetzt nach vorn“, betont das deutsche Staatsoberhaupt.
Am Abend dann gibt der Bundespräsident ein Staatsbankett mit rund 130 Gästen, die Herren im Frack, die Damen in langen Kleidern. Seine Tischrede will der König dem Vernehmen nach teilweise in Deutsch halten. Denn Charles selbst kennt Deutschland gut. Er war bereits rund 40-mal hier. Seine deutsche Familiengeschichte habe für Charles III bis heute große Bedeutung, betonen Kenner des Königshauses. Der deutsche Urururgroßvater des Königs, Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha, Ehemann der britischen Königin Victoria, sei „eines der großen Vorbilder von Charles“.
Am Donnerstag wird Charles dann als erster Monarch überhaupt im Bundestag eine Rede halten und einen Abstecher zu einem deutsch-britischen Bataillon und einem Ökodorf in Brandenburg machen. Am Freitag fahren der Monarch und seine Frau mit Steinmeier und Büdenbender im hoffentlich unbestreikten ICE nach Hamburg. Dort besuchen sie unter anderem das Denkmal „Kindertransport – der letzte Abschied“ und die Ruine der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Kirche St. Nikolai.
Am Ende des Tages sitzt ein Paddington-Stoffbär etwas vereinsamt vor einem U-Bahhof in Berlin-Mitte. Ein Junge hebt ihn auf, drückt ihn an sich: „Der König könnte öfter kommen.“ Berlin hat sich über den königlichen Besuch gefreut.