Schutz von "Smombies" Erste Städte richten Bodenampeln für Handy-Nutzer ein

Köln/Augsburg · Immer häufiger kommt es zu Unfällen, weil Menschen nur auf ihr Handy und nicht auf den Verkehr achten. Köln und Augsburg lassen nun Ampeln in den Straßenbelag ein.

Bodenampeln: So will Köln die "Smombies" schützen
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So will Köln die "Smombies" schützen

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Foto: Kölner Verkehrs-Betriebe/Stephan Anemüller

Das Thema bereitet deutschen Nahverkehrsunternehmen schon seit rund zwei Jahrzehnten Kopfzerbrechen. Früher waren die Fahrgäste, die lautstark im Bus oder der Trambahn telefonieren, ein Ärgernis für andere. Mittlerweile gibt es diesbezüglich kaum noch Beschwerden.

Dafür haben heutzutage die Fahrer Angst vor Fußgängern, die über die Straße laufen, schnell noch eine Nachricht in ihr Smartphone tippen und dabei nicht auf den Verkehr achten.

 Bodenampeln sollen dafür sorgen, dass Handynutzer auf den Verkehr achten.

Bodenampeln sollen dafür sorgen, dass Handynutzer auf den Verkehr achten.

Foto: dpa, csa sja

"Die Nutzung von Handys im Straßenverkehr nimmt immer weiter zu", sagt auch Stephan Anemüller von den Kölner Verkehrs-Betrieben. "Und damit auch die Unaufmerksamkeit."

Immer mehr Unfälle

Spezielle Ampeln sollen die "Generation Kopf unten" jetzt vor weiteren Unfällen schützen: in den Boden eingebaute LED-Lichtleisten leuchten an neuralgischen Orten, wenn sich Straßenbahnen nähern. "Sie sind im 60-Grad-Winkel ausgerichtet und so beim Blick nach unten eigentlich nicht zu übersehen", sagt Anemüller.

 Das undatierte Foto der Stadtwerke Augsburg zeigt LED-Lichtsignale, die an zwei Haltestellenübergängen im Boden eingebaut sind.

Das undatierte Foto der Stadtwerke Augsburg zeigt LED-Lichtsignale, die an zwei Haltestellenübergängen im Boden eingebaut sind.

Foto: dpa, csa sja

Die deutschen Verkehrsbetriebe reagieren damit auf ein wachsendes Problem. So war es im März allein in München zu zwei schweren Unglücken gekommen. Eine 15 Jahre alte Schülerin wurde von einer Straßenbahn erfasst und getötet, weil sie Kopfhörer trug und unachtsam auf die Gleise lief.

Auf ähnliche Weise wurde ein 17-Jähriger in der bayerischen Landeshauptstadt schwer verletzt. In Witten im Ruhrgebiet lief im vergangenen August ein 19 Jahre alter Fußgänger vor eine Straßenbahn und starb - auch er hatte Kopfhörer auf.

In Augsburg gab es zuletzt ebenfalls Unglücke mit Leichtverletzten oder Beinahe-Unfälle mit Fußgängern. Ein Mitarbeiter der Stadtwerke hatte deshalb die Idee, an zwei Straßenbahn-Übergängen Warnlichter in den Boden einzubauen, die rot blinken, wenn sich eine Bahn nähert.

Köln machte den Anfang

Aufmerksam wurden die Augsburger auf das System durch ein Pilotprojekt in Köln. Dort gibt es seit etwa einem Jahr Bodenlichter an drei Haltestellen. Im Rahmen des Testbetriebs wird eine Untersuchung erstellt, um die Wirkung der Lichter zu dokumentieren.

"Wir wollen herausfinden, ob ein Gewöhnungseffekt eintritt", erklärt Stephan Anemüller von den Kölner Verkehrs-Betrieben. Dann werde entschieden, ob weitere Übergänge mit dem System ausgestattet werden. Auch in Augsburg soll erst einmal beobachtet werden, ob sich die Technik bewährt.

In Köln sind die Lichtleisten nicht die einzige Initiative, um abgelenkte und unvernünftige Fußgänger und Radfahrer zu warnen. Bei der 2014 gestarteten Kampagne "Köln steht bei Rot!" machen an Verkehrsknotenpunkten rot und grün gekleidete Pantomimen den Menschen klar, dass die Verkehrsregeln auch für sie gelten.

Dazu gibt es Plakataktionen und die Polizei macht Sonderkontrollen. "Wir wollen daran erinnern, dass Ampeln eine Sicherheitsfunktion haben", sagt Anemüller.

(gol/dpa)
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