FDP-Frau verliert Doktortitel Koch-Mehrins seltsame Erklärung

Brüssel (RPO/RP). Die Universität Heidelberg hat der FDP-Spitzenpolitikerin Silvana Koch-Mehrin ihren Doktortitel entzogen. Koch-Mehrin kündigte an, sie wolle die Rechtmäßigkeit der Entscheidung prüfen lassen und gab eine seltsame Erklärung ab.

Das ist Silvana Koch-Mehrin
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Die FDP-Politikerin war am Dienstag vom Promotionsausschuss der Universität zu den Plagiatsvorwürfen angehört worden. Koch-Mehrin erklärte, ihre Arbeit sei zwar "nicht frei von Schwächen, nicht selten ungenau, oberflächlich und manchmal geradezu fehlerhaft". Die wissenschaftlichen Ergebnisse ihrer Arbeit beruhten jedoch auf ihrer eigenen Leistung. Mit einer Erklärung reagiert die 40-Jährige auf den Entzug des Doktortitels:

"Dass meine Doktorarbeit kein Meisterstück ist, weiß ich bereits seit elf Jahren. Ich habe deswegen dafür auch nur eine mittelmäßige Note bekommen (. . .). Meine Doktorarbeit ist nicht frei von Schwächen, nicht selten ungenau, oberflächlich und manchmal geradezu fehlerhaft. Es wäre auch zu wünschen gewesen, dass ich deutlich gemacht hätte, auf welche Literatur ich mich jeweils stütze. Es werden Aussagen gemacht, ohne dass auch nur ein einziger Beleg genannt würde.

Dies alles ist aber auch der Universität Heidelberg seit elf Jahren bekannt. Denn alle diese Worte finden sich im Erstgutachten meines Doktorvaters. (. . .) Die Gutachten, in denen handfeste Kritik an meiner Arbeit geübt wurde, waren die Entscheidungsgrundlage für den Promotionsausschuss der Philosophischen Fakultät der Universität Heidelberg dafür, mir im Jahr 2000 den Doktorgrad zu erteilen oder nicht.

Zur guten wissenschaftlichen Praxis gehört es, in einer Doktorarbeit ordentlich zu zitieren. Zur guten wissenschaftlichen Praxis gehört es aber sicher auch, eine vorgelegte Arbeit ordentlich zu prüfen. (. . .)

Der Promotionsausschuss hat mir im Jahr 2000 in voller Kenntnis aller eklatanten Schwächen meiner Arbeit den Doktortitel verliehen. Heute sieht der Promotionsausschuss das anders. Diese Entscheidung bedauere ich außerordentlich (...). Die wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Arbeit sind bis heute unstrittig und beruhen auf meiner eigenen wissenschaftlichen Leistung. Die Entscheidung kommt auch überraschend, weil ich bisher keine Akteneinsicht hatte. Ich werde prüfen lassen, ob sie rechtswidrig ist."

Am Mittwoch hatte der Vorsitzende des Universitäts-Ausschusses, Dekan Manfred Berg, die 40-Jährige über die Aberkennung des Doktortitels informiert, wie eine Sprecherin der Universität Heidelberg sagte. Zur Begründung hieß es, dass auf etwa 80 Seiten der Arbeit mit dem Titel "Historische Währungsunion zwischen Wirtschaft und Politik: Die Lateinische Münzunion 1865 - 1927" über 120 Stellen seien, die als Plagiate bewertet worden seien, hieß es. Die Textstellen stammten aus mehr als 30 verschiedenen Publikationen, von denen Koch-Mehrin zwei Drittel nicht im Literaturverzeichnis ihrer Dissertation aufgeführt habe.

(RP/ap)
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