Nach Bekanntgabe der Koalitionspersonalien Vereinzelt Unmut über CSU-Chef Seehofer
München · In der CSU gibt es plötzlich etwas zuletzt Unbekanntes: Unmut über den Vorsitzenden Horst Seehofer. Grund sind der Verlust des Bundesinnenministeriums, der Abschied Peter Ramsauers, eines der Wahlkreis-Heroen der Partei, sowie die Preisgabe des Postens eines Parlamentarischen Staatssekretärs im Bundesfinanzministerium.
Der bisherige Posteninhaber Hartmut Koschyk beklagte sich verärgert: Es wäre im Interesse der CSU gewesen, wenn sie weiter in der Leitung des Finanzministeriums vertreten wäre. Außerdem hätte der CSU-Wahlerfolg weiterhin vier statt nunmehr bloß drei Parlamentarische Staatssekretäre gerechtfertigt.
Noch-Innenminister Hans-Peter Friedrich, der künftig Agrarminister ohne Zuständigkeit für Verbraucherschutz sein wird (muss), grämte sich verhalten: "Ich hätte gerne das Innenministerium weiter geführt." Und Peter Ramsauer schwieg, wobei Seehofer das Schweigen nicht als Zustimmung werten wird.
Ursula Münch, Chefin der Akademie für politische Bildung in Tutzing, meinte, ausnahmsweise habe Seehofer keine glückliche Hand bewiesen. Vor allem habe er viel zu große Erwartungen in der CSU erweckt, die er nun nicht erfüllen konnte. Münch: "Seehofer ist im leichten Abwärtstrend."
Der Passauer Politikwissenschaftler Heinrich Oberreuter attestierte bloß geringfügige Blessuren. Immerhin habe Seehofer für die CSU wieder drei Ministerien erkämpft. Rechnerisch seien zwei realistisch gewesen. Das Hauptproblem der Union insgesamt sei, dass sie trotz riesigen Wahlsiegs schwächer wirke als in der alten Koalition.