NPD-Prozess wegen Volksverhetzung Klinsmann soll vor Gericht als Zeuge aussagen

Berlin (RPO). Der ehemalige Trainer der deutschen Nationalmannschaft, Jürgen Klinsmann, soll im Prozess gegen NPD-Chef Udo Voigt als Zeuge aussagen. Das beantragte der Anwalt des wegen Volksverhetzung angeklagten Voigt am Dienstag vor dem Kammergericht Berlin. Auch DFB-Präsident Theo Zwanziger solle vor Gericht erscheinen.

NPD-Prozess wegen Volksverhetzung: Klinsmann soll vor Gericht als Zeuge aussagen
Foto: ddp, ddp

Voigt und seinen beiden Mitangeklagten wird vorgeworfen, den dunkelhäutigen Ex-Nationalspieler Patrick Owomoyela 2006 mittels der Darstellung in einem "WM-Planer" diskriminiert haben.

Die NPD-Seite will mit den Zeugenaussagen ihre Meinung untermauern, dass es sich bei der Darstellung in dem "WM-Planer" nicht um Owomoyela handelt, dessen Gesicht auf der Fotomontage nicht zu sehen ist. Abgebildet sei vielmehr ein Spieler mit "weiß pigmentierter Haut". Bayern-Coach Klinsmann könne unter anderem Aussagen zum Aussehen Owomoyelas machen, hieß es.

Für die Staatsanwaltschaft hingegen ist die Sache eindeutig: Das Trikot des abgebildeten Spielers trage die Nummer 25, diese sei Owomoyela in der Nationalelf fest zugeordnet gewesen. Dies bestreitet die NPD. Ihre Anwälte beantragten die Hinzuziehung von Hochschullehrern für Grammatik und Mathematik sowie ein graphologisches Gutachten.

Erneut Befangenheitsantrag

Wie schon beim ersten Prozesstag wurde Richterin Monika Pelcz von NPD-Seite erneut wegen Befangenheit abgelehnt. Über den Befangenheitsantrag wird später entschieden. Entgegen der ursprünglichen Planung zieht sich der Prozess noch in die Länge. Weitere Verhandlungstermine setzte das Kammergericht für den 16. und den 24. April an.

Bei der Fortsetzung des Prozesses sagten Beamte des Staatsschutzes als Zeugen aus. Dabei standen die Durchsuchungen der NPD-Zentrale im Berliner Bezirk Köpenick vor drei Jahren im Mittelpunkt. Damals waren in einer ersten Aktion von der NPD veröffentlichte Flyer mit dem Schriftzug "Weiß. Nicht nur eine Trikot-Farbe! Für eine echte NATIONALmannschaft!" beschlagnahmt worden.

Eine Durchsuchung gab es außerdem wegen des Vorwurfs, die NPD habe nach der Veröffentlichung des "WM-Planers" einen neuen "Planer" erstellt, in dem unter entsprechender Illustrierung die "Überfremdung" der Nationalmannschaft angeprangert wurde. Eine "würdige Vertretung Deutschlands" durch Nationalspieler nicht weißer Hautfarbe sei nicht möglich, hieß es.

Neben Voigt sind NPD-Rechtsabteilungsleiter Frank Schwerdt und Pressesprecher Klaus Beier angeklagt. Schwerdt sei Inhaber der NPD-Internetdomain, Beier verantwortlich im Sinne des Telemediengesetzes, erklärte ein Zeuge des Staatsschutzes.

Die drei Angeklagten haben bislang keine Angaben zur Sache gemacht und ihre Anwälte für sich sprechen lassen.

(AP)
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