Unsicherheitsgefühl Immer mehr Bürger bewaffnen sich

Berlin · Deutlich mehr Bürger bewaffnen sich mit Schreckschusspistolen. Für die Gewerkschaft der Polizei liegt das an einem „latenten Unsicherheitsgefühl“ in der Bevölkerung.

 Ein kleiner Waffenschein liegt zwischen einer Schreckschuss-Pistole, einem Magazin und einer Platzpatrone (Symbolbild).

Ein kleiner Waffenschein liegt zwischen einer Schreckschuss-Pistole, einem Magazin und einer Platzpatrone (Symbolbild).

Foto: dpa/Oliver Killig

Die Zahl der Menschen, die einen Kleinen Waffenschein besitzen, ist in Deutschland drastisch gestiegen. Derzeit sind rund 640.000 Bürger berechtigt, eine Schreckschusswaffe zu tragen – 2014 waren es nur 260.000. Das ist das Ergebnis einer Umfrage unserer Redaktion bei den Innenministerien aller 16 Bundesländer. In den vergangenen zwölf Monaten belief sich der Anstieg auf rund neun Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Im Verhältnis zur Bevölkerung ist die Quote dieser Waffenscheinbesitzer in Schleswig-Holstein am höchsten, gefolgt vom Saarland.

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) begründet dies mit einem „latenten Unsicherheitsgefühl“ in der Bevölkerung. „Spätestens seit den Ereignissen auf der Kölner Domplatte in der Silvesternacht 2015 fühlen sich offenbar immer mehr Menschen verunsichert“, sagte der GdP-Vorsitzende Oliver Malchow mit Blick auf die damaligen sexuellen Übergriffe auf Frauen durch Gruppen junger Männer aus nordafrikanischen und arabischen Staaten. „Der problematische Anstieg Kleiner Waffenscheine zeigt, dass wir daran arbeiten müssen, vielen Bürgern ein Sicherheitsgefühl zurückzugeben. Ein erster wichtiger Schritt ist mehr Polizeipräsenz auf der Straße“, sagte Malchow unserer Redaktion. Schreckschusspistolen gäben ihren Besitzern hingegen allenfalls trügerische Sicherheit.

In Nordrhein-Westfalen waren am 30. Juni 162.952 Kleine Waffenscheine registriert. Zwar lag der Zuwachs zum entsprechenden Vorjahreszeitraum mit 7,1 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt. Doch gibt es in NRW besonders viele Waffenschein-Besitzer. Auf 1000 Einwohner kommen rund neun Kleine Waffenscheine. Nur im Saarland und in Schleswig-Holstein ist dieser Wert höher. Das nördlichste deutsche Bundesland verzeichnete mit rund 15 Prozent auch den höchsten Jahres-Zuwachs. NRW lag in einem anderen Bereich vorne. 2018 wurden hier 1236 Waffenbesitzkarten eingezogen. Einen höheren Wert meldete kein anderes Bundesland.

Insgesamt gibt es in Deutschland derzeit rund 5,4 Millionen Waffen in Privatbesitz. Das sind rund 66 Waffen je 1000 Einwohner. In dieser Statistik liegt NRW mit 49 Waffen je 1000 Einwohner deutlich unter dem Bundesschnitt. Anders sieht es im Saarland aus. Auf 1000 Einwohner kommen im kleinsten deutschen Flächenland 108 Waffen.

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