Aufstand der Ex-Terroristen Klar greift Politiker an - Viett verteidigt Terrorismus

Berlin (RPO). Erstmals nach seinem umstrittenen antikapitalistischen Grußwort hat sich der frühere RAF-Terrorist Christian Klar geäußert und dabei gleich harsche Kritik an den politischen Reaktionen geübt. Zugleich verteidigte Inge Viett, ebenfalls früheres RAF-Mitglied, in einem Aufsatz den bewaffneten Kampf der Terrorgruppe.

Das berichtet die "Berliner Zeitung". Viett habe in einem Beitrag für die Tageszeitung "Junge Welt" geschrieben, der "politisch/militärische Angriff" sei damals "für uns () der angemessene Ausdruck für unseren Widerstand gegen den Kapitalismus" gewesen. Rückblickend beklagt sie, "dass dem Guerillakampf in der BRD und in allen imperialistischen Staaten verdammt mehr Erfahrung, Klugheit, Ausdauer und Unterstützung zu wünschen gewesen wären".

In ihrem Text "Lust auf Freiheit" verteidigt Viett den Terrorismus der RAF als "Klassenkampf von unten". Vor vierzig Jahren habe es eine kleine Schar von Menschen gegeben, die entschlossen den Kampf gegen die deutsche Elite und ihr Machtsystem aufgenommen hatten, schreibt sie.

"Niemand von diesen Meinungsblockwarten fand es interessant, bis eben genau einen Tag vor der Vollzugsplankonferenz in der JVA Bruchsal", hieß es dagegen in einem der Tageszeitung "junge Welt" vorliegenden Schreiben Klars. Darin warf seinen Kritikern eine "verantwortungslose Vergiftung der Öffentlichkeit" vor.

Klar finde es aber "verteidigenswert", "dass auch ein Gefangener an einer öffentlichen politischen Diskussion von Menschen in Freiheit teilnehmen kann". Er habe nicht mit "so einer erstaunlichen Welle" gerechnet, die sein Grußwort ausgelöst habe.

Klar sitzt seit 24 Jahren wegen mehrfachen Mordes im Gefängnis. Nach einem radikalen antikapitalistischen Grußwort an eine marxistische Konferenz hatten Politiker von Union, SPD und FDP eine Begnadigung abgelehnt, die derzeit von Bundespräsident Horst Köhler geprüft wird. Baden-Württembergs Justizminister Ulrich Goll (FDP) verwehrte Klar wegen seiner Äußerungen zudem bereits in Aussicht gestellte Haftlockerungen.

(afp)
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