Käßmann attackiert Mixa Kirchen-Streit um Krippenplätze

Berlin (RPO). Der Streit um die Betreuung von Kleinkindern entwickelt sich zu einem Streit zwischen den beiden großen Kirchen. Die hannoversche Landesbischöfin Käßmann hat den katholischen Bischof Walter Mixa für seine Kritik an den Plänen von Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen kritisiert. Auch unter den katholischen Bischöfen gibt es Differenzen. Die Bischofskonferenz berät in den kommenden Tagen über die Familienpolitik.

So viele Krippenplätze gibt es in den Bundesländern
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Foto: AP

Die katholischen Bischöfe pochen auf Wahlfreiheit für die Eltern. Auf diesen Grundsatz verwies der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, am Dienstag zu Beginn der Frühjahrsvollversammlung des Gremiums in Kloster Reute bei Bad Waldsee.

Im Vorfeld des Treffens hatte vor allem der Augsburger Bischof Walter Mixa den von Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) geplanten Ausbau der Kleinkinderbetreuung mehrfach scharf kritisiert. Entschieden gegen die Position Mixas wandte sich derweil die Bischöfin der evangelischen Landeskirche Hannover, Margot Käßmann.

Zu Mixas Kritik an der Familienpolitikvon der Leyens sagte Lehmann, es gebe kleine Unterschiede in der Formulierung und der Einordnung. Mixas Vorwurf an Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU), ihre Politik sei "in hohem Maße ideologiegeleitet", würde er persönlich so nicht wiederholen.

Die Bischöfe sind sich nach Ansicht Lehmanns in der Frage der Kleinkinderbetreuung in der Sache weitgehend einig. Der Mainzer Kardinal hatte sich allerdings im Gegensatz etwa zu Mixa klar für einen Ausbau der Betreuungsplätze für Kleinkinder ausgesprochen. Mixa nannte die Politik der Familienministerin in der Vergangenheit unter anderem "zutiefst unsozial und familienfeindlich".

Die Bischöfe wollen sich vermutlich am Donnerstag mit dem Thema befassen. Am Samstag will Lehmann über die Ergebnisse der nicht-öffentlichen Vollversammlung informieren.

Eltern sollen selbst entscheiden können

Einigkeit besteht unter den Bischöfen offensichtlich über die Forderung nach einer Wahlfreiheit für Eltern bei der Kinderbetreuung. "Eltern müssen in die Lage versetzt werden, dass sie selbst entscheiden können und auch unter finanziell gleichen Gesichtspunkten, wie sie ihre Kinder erziehen können", sagte der Hamburger Erzbischof Werner Thissen im ZDF.

Die Bischöfe seien für die Wahlmöglichkeit unter "gleichen finanziellen Bedingungen." Da seien sie "hellwach, dass da keine Manipulationen vorkommen."

Käßmann: Es geht nicht mehr um die Kinder

Die evangelische Bischöfin Käßmann wies die Kritik Mixas an den Plänen der Bundesfamilienministerin scharf zurück. "Bei dieser Debatte geht es doch ganz offensichtlich gar nicht mehr um das Wohl der Kinder, sondern um das Festhalten alter Rollenbilder", sagte Käßmann dem "Kölner Stadt-Anzeiger" vom Dienstag. Manchmal sei sie "schlicht sprachlos, wer nun alles zum Erziehungsexperten wird."

Sie verwies auf Erkenntnisse der Elementarpädagogik, wonach die Frühförderung von Kleinkindern deutlich eher als in Deutschland bisher praktiziert beginnen müsse. Dies werde von Kritikern wie Mixa "ebenso ignoriert wie die notorische Vernachlässigung von Kindern in vielen - vor allem sozial schwachen - Familien." Die hannoversche Landeskirche will nach ihren Worten ihre derzeit 750 Krippenplätze bis Mitte nächsten Jahres verdoppeln.

Der familienpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Johannes Singhammer (CSU), unterstützte die Forderung der Bischöfe nach Wahlfreiheit. Eltern müssten in die Lage versetzt werden, selbst zu entscheiden, wie sie ihre Kinder erziehen wollten, erklärte Singhammer. Wahlfreiheit bedeute in diesem Zusammenhang auch, dass die Entscheidung unter finanziell gleichen Gesichtspunkten getroffen werden könne.

Wenn der qualitative und quantitative Ausbau der Kinderbetreuung für unter Dreijährige vorangebracht werde, müsse parallel dazu eine Lösung für die Eltern entwickelt werden, die ihre Kinder selbst betreuen wollten.

(afp)
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