Konjunkturpaket Welche Familien den 300-Euro-Kinderbonus nicht bekommen

Berlin · Familien mit Kindern sollen in der Corona-Krise einen sogenannten Kinderbonus bekommen. Für jedes kindergeldberechtigte Kind werden demnächst 300 Euro überwiesen, so der Plan. Da das aber mit der Steuer verrechnet wird, bleiben Eltern, die viel verdienen, außen vor.

Bei welchen Eltern der 300-Euro-Bonus tatsächlich ankommt
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Bei welchen Eltern der 300-Euro-Bonus tatsächlich ankommt

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Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Familien bekommen den geplanten Kinderbonus von 300 Euro pro Kind in den nächsten Monaten voraussichtlich in zwei Raten aufs Konto überwiesen. Bundesfamilienministerin Familien mit hohen Einkommen profitieren nicht.

Wie sinnvoll dieser von CDU/CSU und SPD geplante Kinderbonus für die Wiederbelebung der Konjunktur in der Corona-Krise ist oder nicht – dazu gab es am Donnerstag gemischte Reaktionen. Die Koalition plant dafür 4,3 Milliarden Euro ein. Das gesamte Konjunkturprogramm hat einen Umfang von 130 Milliarden Euro.

„Der Kinderbonus ist sozial gerecht“, sagte Giffey. Gutverdiener würden nicht übervorteilt. Gestärkt würden Familien mit kleinen und mittleren Einkommen. Die 300 Euro extra pro Kind sollen nicht auf Hartz-IV-Leistungen angerechnet werden. Bei der Steuer werden sie allerdings mit den Kinderfreibeträgen verrechnet. Das bedeutet für hohe Einkommen, dass sie am Ende nichts von der Sonderzahlung haben.

Zum Hintergrund: Kindergeld zahlt der Staat auf Antrag bis die Kinder 18 sind oder bis sie ihre Ausbildung beendet haben. Gleichzeitig gibt es für Eltern sogenannte Kinderfreibeträge bei der Steuer (2019: 7620 Euro pro Kind). Diese werden vom zum versteuernden Einkommen abgezogen, wodurch sich die zu zahlende Steuer verringert. Das Finanzamt prüft nun bei der Steuererklärung automatisch, ob die Eltern mehr vom Kindergeld oder mehr vom Freibetrag hätten. Bei Vielverdienern lohnt sich der Freibetrag mehr. Wenn dennoch Kindergeld ausgezahlt wurde, wird es über die Steuer wieder einkassiert. So ähnlich soll es auch mit dem Kinderbonus gemacht werden.

Familien mit einem Kind und einem zu versteuernden Jahreseinkommen von mehr als 85.900 Euro Euro profitieren nicht mehr vom Bonus. Das Kostenpflichtiger Inhalt geht aus Berechnungen des Deutschen Steuerzahlerinstituts des Bundes der Steuerzahler für unsere Redaktion hervor. Ab diesem Einkommen sei der Kinderfreibetrag günstiger als das um den Bonus erhöhte Kindergeld, so das Institut. Eine Familie mit zwei Kindern würde demnach ab einem zu versteuernden Jahreseinkommen von 93.700 Euro nicht vom Kinderbonus profitieren. Denn die Koalition will den Bonus mit dem steuerlichen Kinderfreibetrag verrechnen, den in der Regel besserverdienende Familien nutzen.

Für das Vorhaben gab es viel Lob, aber auch Kritik. Kinderhilfswerk und Kinderschutzbund begrüßten die Sonderzahlung. Positive Reaktionen kamen auch vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB). Der Bonus sei „ein starkes Signal an die in der Krise stark betroffenen Familien“, sagte DGB-Chef Reiner Hoffmann. Vom Handelsverband HDE gab es ebenfalls Lob. Man erhoffe sich von der Extrazahlung für Familien einen „Konsumimpuls“ auch im „Nonfood-Einzelhandel“. Der HDE setzt also darauf, dass die Familien die 300 Euro pro Kind zum Shoppen nutzen.

 Ein Mädchen geht auf dem Spielplatz einer Kita eine Rutsche hoch. Archivfoto.

Ein Mädchen geht auf dem Spielplatz einer Kita eine Rutsche hoch. Archivfoto.

Foto: dpa/Arne Dedert

Kritik kam von der Opposition: Die Fraktionschefs der Grünen, Katrin Göring-Eckardt und Anton Hofreiter sagten, der Kinderbonus sei lediglich ein „Trostpflaster“, der viele Familien zwar kurzfristig freuen werde. Eltern bräuchten aber finanzielle Sicherheit für die gesamte Zeit der Krise. Politiker der AfD-Fraktion äußerten die Befürchtung, der Kinderbonus werde nicht „im deutschen Wirtschaftskreislauf“ landen, sondern in „den jeweiligen Heimatländern“ von Asylbewerbern. Aus der Linksfraktion hieß es, der Kinderbonus sei natürlich zu begrüßen, „aber es wären zusätzliche Hilfen für besonders einkommensschwache Familien nötig gewesen“. Der FDP-Familienpolitiker Grigorios Aggelidis sprach von einer „milliardenschweren Beruhigungspille“ und forderte stattdessen mehr Investitionen in Bildung und Kitas.

(anst/mar/dpa)
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