Auszahlung der Familienkassen Ab Montag gibt es 300 Euro extra pro Kind

Berlin/Düsseldorf · Die Familienkassen beginnen von diesem Montag an schrittweise mit der Auszahlung des Kinderbonus. In NRW profitieren die Eltern von über drei Millionen Kindern. Einer Umfrage zufolge wollen viele Eltern einen Großteil des Geldes direkt ausgeben.

 Der Kinderbonus soll die Konsumnachfrage der Familien ankurbeln.

Der Kinderbonus soll die Konsumnachfrage der Familien ankurbeln.

Foto: dpa/Sebastian Kahnert

Die Eltern von bis zu 18 Millionen Kindern in Deutschland, davon mehr als drei Millionen in Nordrhein-Westfalen, können sich von diesem Montag an auf den Kinderbonus des Bundes freuen. Die Familienkassen zahlen für jedes Kind schrittweise 300 Euro extra aus. Im September sollen zunächst 200 Euro, im Oktober dann weitere 100 Euro überwiesen werden. Der Bonus muss nicht beantragt werden, er geht automatisch an alle Kindergeldberechtigten.

Die Maßnahme ist Bestandteil des 130-Milliarden-Euro-Konjunkturpakets, das die Bundesregierung zur Bekämpfung der Corona-Rezession auf den Weg gebracht hatte. Er soll die Konsumnachfrage stützen. Der Bund veranschlagt dafür Kosten von insgesamt 4,3 Milliarden Euro.

Wann die Auszahlung auf dem Konto landet, hängt von der Endziffer der Kindergeldnummer ab. Die Familienkassen beginnen mit der Null, höhere Ziffern folgen. In NRW wird aktuell für 3,57 Millionen Sprösslinge Kindergeld gezahlt. Allerdings wird der Bonus wie das Kindergeld mit dem Kinderfreibetrag verrechnet, so dass einkommensstärkere Eltern weniger bis gar nicht profitieren. Bei verheirateten Eltern mit einem Kind bleibt ab einem Jahreseinkommen von rund 86.000 Euro nichts von dem Bonus übrig.

„Der Kinderbonus ist eine sinnvolle Maßnahme zur Unterstützung der Familien, die unter der Pandemie besonders leiden“, sagte NRW-Familienminister Joachim Stamp (FDP) unserer Redaktion. „Ich hätte mir allerdings gewünscht, dass die Bundesregierung die 20 Milliarden der verpuffenden Mehrwertsteuersenkung besser in die Modernisierung der Schulen gesteckt hätte. Auch davon hätten Kinder und Familien profitiert.“ Kritik kam auch von anderen Liberalen.

Bei welchen Eltern der 300-Euro-Bonus tatsächlich ankommt
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Bei welchen Eltern der 300-Euro-Bonus tatsächlich ankommt

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Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

 Bundesfinanzminister und Kanzlerkandidat Olaf Scholz (SPD) nannte den Bonus dagegen eine „gute und praktische Hilfe“. Sie komme da an, wo sie wirklich gebraucht werde. „In den vergangenen Monaten hatten gerade Familien viel durchzustehen“, sagte Scholz.

Nach einer Umfrage des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) wollen fast zwei Drittel der Empfänger den Kinderbonus ganz oder teilweise direkt ausgeben. 24 Prozent der befragten Eltern wollen den Bonus vollständig ausgeben, 37 Prozent haben das mit einem Teil des Geldes vor. 39 Prozent der Befragten gaben an, dass sie den Kinderbonus zurücklegen wollen. Rund 55 Prozent der Befragten finden die Maßnahme sehr sinnvoll oder eher sinnvoll, „um die allgemeinen wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise abzumildern“. Das IW errechnete, dass im Durchschnitt 128 Euro pro Kind ausgegeben werden sollen. Bei 18 Millionen anspruchsberechtigten Kindern könnten so rund 2,3 Milliarden Euro zurück in den Wirtschaftskreislauf fließen und somit auch den Unternehmen weiterhelfen, rechnete das Institut vor. Der Bonus habe damit das Potenzial, den Aufschwung zu unterstützen.

„Der Kinderbonus ist eine der klügsten Maßnahmen des Konjunkturprogramms. Er hilft schnell und relativ zielgenau den Familien, die jetzt in der Krise Unterstützung benötigen“, sagte der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Marcel Fratzscher. Familien seien durch den Corona-Lockdown besonders hart getroffen. Vor allem Mütter hätten eine deutliche Mehrbelastung durch Kita- und Schulschließungen zu tragen gehabt.

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