Ministerpräsidentin Simonis führt Zug an Kiel: Zoff bei Groß-Demo gegen Rechtsextremismus

Kiel (rpo). In Kiel haben Tausende Menschen am Samstagvormittag friedlich gegen Gewalt und Rechtsextremismus demonstriert. Fast zeitgleich marschierten auch Rechtsextremisten durch die Stadt. Landesmutter Heide Simonis führte den Zug gegen Rechts an. Später gab es Zoff.

Nach zwei friedlichen Demonstrationen gegen Rechtsextremismus haben sich am Samstagnachmittag Autonome eine Straßenschlacht mit der Polizei in Kiel geliefert. Mehrere linke Splittergruppen versuchten, zu einem gleichzeitig stattfindenden Neonazi-Aufzug durchzudringen, wie die Polizei mitteilte. Zuvor hatten mehr als 8.000 Menschen friedlich gegen Rechtsextremismus demonstriert. Die Autonomen errichteten Barrikaden in der Innenstadt und steckten sie in Brand.

Die Polizei ging mit Wasserwerfern gegen die gewaltbereiten Demonstranten vor und nahm 42 Personen vorläufig fest, wie Polizeisprecher Hans-Joachim Schmidt mitteilte. Er sprach von einer "massiven und harten Auseinandersetzung". Die Demonstranten warfen Steine, Flaschen und Feuerwerkskörper. Der für 12.00 Uhr angemeldete Demonstrationszug der Neonazis startete nach seinen Angaben erst mit zwei Stunden Verspätung und kam nur langsam voran.

Nach dem Ende der angemeldeten Anti-Rechts-Demonstration, der sich laut Polizei rund 7.000 Menschen angeschlossen hatten, versuchten rund 400 bis 600 Autonome zu den rund 300 Neonazis durchzudringen. Die Polizei hatte versucht, mit einer Trennung der Demonstrationszüge Zwischenfälle zu verhindern. Wegen Waffenbesitzes wurden auch vier Angehörige der rechten Szene festgenommen.

Am Vormittag waren angeführt von Ministerpräsidentin Heide Simonis (SPD) und ihrem CDU-Herausforderer bei der Landtagswahl in drei Wochen, Peter Harry Carstensen, zunächst rund 1.500 Demonstranten vom Landeshaus zur Nicolaikirche gezogen. Unter dem Motto "Wider Gewalt - Gegen Faschismus" hatte der Deutsche Gewerkschaftsbund zu dem Demonstrationszug aufgerufen, der mit einer Abschlusskundgebung und einem Gottesdienst in der Nicolaikirche endete. Die "völlig friedlich verlaufene" Veranstaltung begann um 9.00 Uhr und endete um 10.15 Uhr, wie Polizeisprecher Schmidt mitteilte.

Für 11.30 Uhr hatte ein "Runder Tisch gegen Rassismus und Faschismus" zu einer Veranstaltung unter dem Motto "Kein Nazi-Aufmarsch in Kiel" aufgerufen. Der Aufzug der rechten Gruppe namens "Freie Nationalisten", die unter dem Motto "Gegen Multi-Kulti und Hartz IV - Das Volk sind wir" marschierten, war für rund 300 Teilnehmer angemeldet worden.

Die Polizei hatte nach eigenen Angaben sehr hohe Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Mehr als 2.000 Polizisten aus dem Bundesgebiet sollten die beiden Aufzüge absichern.

Auch in Leverkusen demonstrierten am Samstag 300 Menschen gegen Rechtsextremismus. Außerdem gab es einen Demonstrationszug der rechten Szene mit etwa 100 Teilnehmern. Beide Veranstaltungen verliefen im Wesentlichen ohne besondere Vorkommnisse, wie die Polizei mitteilte. Zehn Personen wurden festgenommen.

(ap)
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