Neubau von zwei Fusionsreaktoren gefordert Die Union kann nicht von der Atomkraft lassen
Exklusiv | Berlin · Die Union lässt bei der Kernkraft nicht locker. Sie will nun zwei neue Reaktoren für die Kernfusion bauen lassen. Das könnte zum „Gamechanger“ für die Energieversorgung werden, glaubt Fraktionsvize Jens Spahn.
Als Mitte April der Atomausstieg in Deutschland mit dem Abschalten der letzten Meiler besiegelt wurde, meldete sich auch der bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder zu Wort. Er wolle AKWs in Landesverantwortung weiter betreiben und außerdem als Vorreiter in die Kernfusionsforschung einsteigen, sagte Söder - „durch den Bau eines eigenen Forschungsreaktors. Gerne in Zusammenarbeit mit anderen Ländern.“ Einen Monat später springt die Unionsfraktion im Bundestag dem bayerischen Wahlkämpfer jetzt bei. Sie fordert den Bau von gleich zwei Fusionsreaktoren.
Das geht aus einem Parlamentsantrag hervor, der unserer Redaktion vorliegt. Und die Forderung entspricht auch der Linie der CDU, die Mitte Januar auf ihrer Klausurtagung in Weimar beschlossen hatte, dass „die Forschung an der Kernfusion verstärkt fortgesetzt“ werden müsse. Die Union kann also vom Atom nicht lassen.
Unionsfraktionsvize Jens Spahn (CDU) sagte unserer Redaktion: „Wir glauben an die Chancen der Kernfusion. Es ist höchste Zeit, dass unser Land seinen Optimismus für technologischen Fortschritt wiederentdeckt.“ In dem Antrag heißt es dann auch: „Die Fusionsenergie kann zu einem Gamechanger werden.“ Wissenschaftlichen Schätzungen zufolge könnten bis zum Jahr 2045 nur zwei Drittel des deutschen Energiebedarfes durch heimische erneuerbare Energien gedeckt werden. „Wird die Kernfusion zum Erfolg, wäre das der größte Wandel im Energiebereich seit der industriellen Revolution“, so die Fraktion. Kürzlich soll Wissenschaftlern in den USA bereits ein historischer Durchbruch auf diesem Feld gelungen sein.
Ziel der Fusionsforschung ist es, zwei leichte Atomkerne zu einem schweren zu verschmelzen. „Die Vorteile von Fusionsenergie als Energiequelle auf der Erde sind erheblich: Keine direkten CO2-Emissionen, kein Langzeit-radioaktiver Müll und keine Explosionsrisiken“, heißt es weiter in dem Antrag. Im Ergebnis würden funktionierende Fusionsreaktoren große Mengen von CO2-freiem und dauerhaft verfügbarem Strom erzeugen. Die Union fordert die Bundesregierung daher jetzt auf, einen Vorschlag für eine innovationsfreundliche Regulierung des Einsatzes von Fusionstechnologie zu erarbeiten. Und „den Bau von zwei Fusionsreaktoren mit konkurrierender Technik in Deutschland zu beauftragen.“
Der forschungspolitische Sprecher der Fraktion, Thomas Jarzombek, betonte: „Ohne Fusionsenergie werden wir global den Klimawandel nicht stoppen können.“ Die Koalition habe es in der Hand, „ob diese Technologie in Deutschland entsteht oder wir zu Zuschauern US-amerikanischer Entwicklung werden“, so Jarzombek zu unserer Redaktion. Allerdings: „Die Kernfusion wird keine schnelle Lösung für die gegenwärtige Energiekrise liefern können“, heißt es auch in dem Antrag.