Grünen-Fraktionschef Trittin Keine Alternative zu Machtbeteiligung der Taliban

Stuttgart (RPO). Die Beteiligung der radikalislamischen Taliban an der Macht in Afghanistan ist nach Ansicht von Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin ohne Alternative. "Was am Ende des Prozesses bestenfalls stehen wird, ist ein Kompromiss und eine Machtteilung mit jenen Kräften, von denen ein früherer US-Präsident mal gesagt hat, sie seien das Böse schlechthin, das vernichtet werden müsse", sagte Trittin.

Einflussreiche Rebellenführer wie Gulbuddin Hekmatjar und Mullah Omar müssten "über kurz oder lang" an der Regierung beteiligt werden - auch wenn die beiden noch auf der Terrorliste der Vereinten Nationen stünden.

Gezielte Tötungen von Aufständischen bezeichnete Trittin in der "Stuttgarter Zeitung" als "fatalen Irrweg", wenn die internationalen Truppen bis zur anvisierten Übergabe der Sicherheitsverantwortung an die afghanische Armee 2014 ein "halbwegs stabilisiertes" Land hinterlassen wollten.

"Man muss mir mal erklären, wie man auf der einen Seite einen politischen Deal über eine Machtteilung in Afghanistan mit den Oberkommandierenden der Taliban hinbekommen möchte, wenn man gleichzeitig versucht, die mittlere Funktionärsebene der Taliban wegzuschießen?", sagte Trittin.

Der Bundesregierung warf Trittin einen "Mangel an politischer Führung" vor. Während innerhalb der NATO die klare Vorgabe gelte, bis spätestens 2014 die Kampftruppen abzuziehen, weigere sich die Bundesregierung, über Abzugsdaten zu sprechen. "Das Ziel, alle gehen und die Deutschen machen als Letzte das Licht aus, kann ja wohl nicht ernsthaft verfolgt werden", sagte Trittin.

(AFP/nbe)
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