Kommentar zur Frauenquote Kein Grund zur Weinerlichkeit

Meinung | Berlin · Gut, die Mini-Frauenquote kommt. Ein Grund zur Weinerlichkeit in den Wirtschaftsverbänden, in den Arbeitnehmervertretungen, in Behörden und Ministerien, für die sie ebenfalls gelten soll, dürfte das eigentlich gar nicht sein. Trotzdem reagieren viele heute weinerlich auf den von Familienministerin Manuela Schwesig (SPD) tatsächlich hart erkämpften Durchbruch für die Frauenquote, zum Beispiel der Industrieverband BDI.

Manuela Schwesig – SPD-Frau und Ministerpräsidentin von MV
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Das ist Manuela Schwesig

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Foto: dpa/Jens Büttner

Dabei dürfte die Quote eigentlich gar nicht wehtun. Sie ist mit 30 Prozent niedrig. In vielen Unternehmen stellen Frauen mehr als 50 Prozent der Mitarbeiter. Doch der Gesetzgeber wagt es gar nicht erst, ihnen einen Zugang zur Hälfte der Macht zu ebnen. Die starre Quote von 30 Prozent gilt auch nur für gut 100 große deutsche Unternehmen und dort auch wiederum nur für die Aufsichtsräte. Das operative Geschäft in den Vorständen und Managementetagen bleibt von der gesetzlichen Vorgabe völlig unberührt.

Für die übrigen 3500 mittelgroßen Unternehmen, die von dem Gesetz überhaupt betroffen sind, wird eine "Flexi-Quote" eingeführt. Die Unternehmen sollen sich selbst eine freiwillige Zielvorgabe für den Frauenanteil in Führungsetagen geben und müssen darüber dann transparent berichten. Das tun sie bisher schon für den Anteil der Behinderten in ihrem Betrieb oder für den Anteil der Auszubildenden.

Selbst die lasche Flexi-Quote wurde in der Koalitionsrunde auf Drängen der CSU nochmals abgeschwächt: Die Unternehmen müssen nun ihre eigenen Zielvorgaben gar nicht mehr schrittweise steigern, sondern sie dürfen ihre einmal erreichte Frauenquote hinterher auch wieder absenken, wenn sie schon einmal bei 30 Prozent waren, bei späteren Personalwechseln aber nicht genügend weiblichen Führungsnachwuchs finden.

Das alles ist nun wirklich kein Grund mehr, weinerlich zu sein. Finden Sie nicht auch, Herr Kauder?

(mar)
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