Kommentar zu Imam-Herkunft Deutsch allein reicht nicht aus

Meinung | Berlin · Zu einem guten Miteinander in einer Gesellschaft gehört zwingend das Verständnis füreinander. Die mehreren Millionen Muslime müssen ihre Religion in Deutschland frei und ohne Druck leben können. In geschützten Räumen, in Moscheen.

Aber eben auch ohne Druck, Anweisungen und Kontrolle aus ihren Herkunftsländern. Ihre Imame sollten um die Werte, die Verfassung, die Gleichberechtigung von Frauen in Deutschland, den christlichen Glauben wissen. Deutschkenntnisse sind wirklich nur das absolute Mindestmaß.

Man stelle sich die Situation umgekehrt vor. In der Türkei gäbe es 2000 Kirchen, die Pfarrer und Priester sprächen kein Türkisch und wüssten nichts von den Rechten und Gesetzen, vom Islam und von dem Land – und damit auch nichts von seinen Menschen. All das fördert Parallelgesellschaften, weil keine Brücken gebaut werden.

Wir haben aber ein hohes Interesse an Gemeinsamkeit, an den Sorgen und Freuden der anderen. Wir wollen verstehen, wie und an wen sie glauben. Und wir nehmen das auch für uns in Anspruch. Respekt, Akzeptanz, Toleranz. Es gibt Imame, die sich auch darum bemühen. Sie müssen gestützt werden – und finanziell unabhängig sein. Und die Zahl der in Deutschland ausgebildeten Imame muss erhöht werden. Denn wer hier lebt, lernt und lehrt hat einen ganz anderen Zugang und auch einen anderen Blick für die Bedürfnisse der Muslime als ein aus Ankara geschickter Prediger.

(kd)
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