Fachkräftemangel bei Medizinern Lauterbach will Budgets für Kinderärzte abschaffen
Düsseldorf · Damit sich mehr Mediziner für die Fachrichtung Kinder- und Jugendheilkunde entscheiden, plant der Bundesgesundheitsminister wirtschaftliche Erleichterung für die Mediziner. Das Gesetz könne bis Jahresmitte in Kraft treten.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will die Finanzierung der Kinderärzte reformieren und so von den Pädiatern den wirtschaftlichen Druck nehmen. Lauterbach kündigte vor der Landespressekonferenz in Düsseldorf an, dass es zu dem Thema noch am Abend Gespräche geben werde. Für Kinder- und Jugendärzte werde es künftig kein Budget mehr geben. „Es gibt keine Deckelung der Honorare mehr, sondern es kann tatsächlich alles abgerechnet werden, was erbracht wird“, sagte Lauterbach.
Das sei der erste Bereich von allen ärztlichen Fachgruppen, wo es dann so sein werde, sagte der SPD-Politiker. „Im Vergleich zu anderen Facharztberufen wollen wir die Kindermedizin attraktiver machen. Wenn ich mich für diese Facharzttätigkeit dann interessiere und dafür entscheide, dann weiß ich, ich bin nie unter ökonomischen Zwängen“, so der Minister.
Wie teuer das Projekt genau werde, wissen man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht, so Lauterbach. „Aber wir machen das einfach.“ Der Minister kündigte an, dass Projekt bis Mitte des Jahres umsetzen zu wollen.
Zudem warb Lauterbach für die geplante Krankenhausreform um die Kooperation der Bundesländer. Eine Reform sei nur möglich mit deutschlandweit einheitlichen Kriterien und damit länderunabhängigen Standards, betonte Lauterbach. Es gehe dabei nicht um eine „Bundesschablone“, sondern allein um die Kriterien, welche Krankenhäuser künftig welche Leistungen anbieten.
Kern der geplanten Reform, die auf Vorschlägen einer Experten-Kommission beruht und für die im Sommer Eckpunkte vorgelegt werden sollen, ist nach Worten des Ministers eine „Entökonomisierung“ des Krankenhauswesens. Die Kliniken sollen von wirtschaftlichem Druck befreit werden, in dem das bisherige System der Fallpauschalen weitgehend abgeschafft werde.
Stattdessen solle das Vorhalten von Leistungen besser vergütet werden. Damit solle sich vor allem die Zahl unnötiger, aus wirtschaftlichen Überlegungen vorgenommener Eingriffe verringern. Auch sei künftig vorgesehen, die Krankenhäuser in verschiedene Leistungskategorien zu unterteilen. Kleine Häuser sollten sich auf eine Grundversorgung konzentrieren, während komplexere Eingriffe vor allem in großen, entsprechend spezialisierten Kliniken stattfinden sollten.
Bei den Ländern wächst unterdessen die Sorge, Kliniken könnten in großem Stil geschlossen und die flächendeckende Versorgung gefährdet werden. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hat beispielsweise mit scharfer Kritik auf die Äußerungen von Lauterbach zu den Krankenhausplänen in NRW reagiert. Laumann sagte unserer Redaktion: „Der Bundesgesundheitsminister muss sich schon entscheiden: Bei den Bund-Länder-Verhandlungen in Berlin hat er versprochen, dass man auf Augenhöhe verhandelt und gemeinsam beschließt. Bei der heutigen Pressekonferenz mit Herrn Kutschaty kann er sich offenbar daran nicht mehr erinnern. Das ist nicht besonders vertrauenswürdig und stößt die anderen Länder ebenfalls vor den Kopf.“
Lauterbach hatte seinen NRW-Kollegen davor gewarnt, an der landeseigenen Krankenhausplanung festzuhalten und so womöglich Enttäuschungen in den Häusern zu erzeugen. Laumann sagte dazu, Lauterbach müsse sich entscheiden: „Will er eine Krankenhausreform umsetzen, die quasi alleine unter wissenschaftlichen Laborbedingungen entworfen worden ist, oder will er die Expertise der Praktiker mit einbeziehen? Wir in Nordrhein-Westfalen haben auf Basis eines wissenschaftlichen Gutachtens alle wichtigen Akteure mit einbezogen, unter anderem die Krankenhausgesellschaft, die Ärzteschaft und die Pflege, die hinter der Reform in Nordrhein-Westfalen stehen.“ Bei den Äußerungen von Minister Lauterbach müsse man übrigens davon ausgehen, dass er den Praktikern, die wüssten, wovon sie reden, zutiefst misstraue. „Für NRW steht nach wie vor fest: Wir haben großes Interesse am Gelingen beider Krankenhausreformen – sowohl der des Bundes als auch der NRW-Krankenhausplanung – und wir sind überzeugt, dass beide Reformen gut miteinander kompatibel sind.“